Samstag, 6. September 2025

Einfach nur so Samstag - Wasser

"Kannst du bitte einfach mal unser Mineralwasser probieren?" "Warum kann ich nicht nur Leitungswasser bekommen?" "Das gibt es hier in Restaurants nicht so wirklich. Sie machen ihr Geld gewöhnlich mit den Getränken und das bedeutet, daß sie nicht darauf vorbereitet sind, daß Leute nach kostenlosem Leitungswasser fragen. Ich bin ehrlich, es ist mir etwas peinlich zu fragen. Sie haben stilles Mineralwasser. Könntest du das nicht probieren?" "Ich hätte lieber Leitungswasser."
Es war eine regelmäßige Diskussion mit meiner Freundin aus den USA, als sie vor vielen Jahren das erste Mal hier nach Deutschland kam. Warum wollte sie nichts Neues probieren?
Wir bekamen komische Blicke, aber nicht immer Leitungswasser.

Bild von pxhere

So wie ich darüber überrascht war, daß ich Eiswasser zu jedem Essen angeboten bekam, als ich die USA zum ersten Mal in den frühen 90ern besuchte, konnte meine Freundin einfach nicht begreifen, daß wir eben kein Leitungswasser in Restaurants hatten - und immer noch nicht so wirklich haben.
Tatsächlich tranken hier damals überhaupt nicht soviele Leute Leitungswasser. Wir hatten amerikanische Kühlschränke mit Wasser- und Eiswürfelspendern gesehen, aber das war etwas sehr Exotisches für uns, man bekam sie hier nicht so leicht zu dieser Zeit. Als ich das erste Mal bei meiner US-Freundin im Haus war, spielte ich mit dem Wasserspender wie ein kleines Kind.

Esme und ich liebten Eiswürfel (tu ich immer noch),
sie von außen und ich im Glas

Das meinte ich mit "von außen",
sie leckte gern das Kondenswasser ab
 
Deutsche haben ihr Wasser schon immer geliebt, aber das bedeutete Mineralwasser. Wir haben eine Menge Mineralwässer, deutsche und importierte, die meisten in Plastikflaschen, aber auch immer noch welche in Glasflaschen (die mir lieber sind), mit Kohlensäure - medium ist am beliebtesten vor dem klassischen - oder still, was (anders als in anderen Ländern) an dritter Stelle kommt.

Kein maschinenlesbarer Autor angegeben.
Wahrscheinlich Rainer Zenz
(den Copyright-Angaben nach)
 CC BY-SA 3.0, über Wikimedia Commons


Dies ist übrigens die "Perlenflasche", ein Design von Günter Kupetz, produziert seit 1969 - 5 Milliarden Mal! Dies ist nur ein Spitzname, der offizielle Name ist so richtig deutsch, "Normbrunnenflasche" oder "Brunneneinheitsflasche".
Als Perlenfädlerin kann ich diesen Spitznamen ja nur lieben, der von den 230 Glasnoppen inspiriert ist, die nicht nur die Bläschen im Wasser nachahmt, sondern auch in Kombination mit der Einschnürung in der Mitte für mehr Griffsicherheit sorgt. Es funktioniert. Ich mag mein Wasser gern kalt und ich hatte glatte Flaschen, die mir dank Kondenswasser fast aus der Hand rutschen.
Die Flasche hat Designpreise gewonnen und ist so beliebt, daß sie sogar in Plastik reproduziert wurde.

Tatsächlich hat meine eigene Stadt mehrere kostenlose Abfüllstationen für unser örtliches sogenanntes "Sauerwasser", welches eine wichtige Rolle in unserer Geschichte gespielt hat, und bis vor ein paar Jahren konnte man es als Sprudel in Flaschen kaufen, bevor die Abfüllanlage dichtmachte.
Zwei dieser Stationen sind außerhalb unseres örtlichen Freibads und für uns Kinder war es völlig normal hinauszugehen, wenn wir im Bad waren, und schnell einen Schluck zu trinken, weil wir uns nicht leisten konnten, etwas zu kaufen. Im Laufe der Jahre wurden mancher dieser Stationen zeitweilig geschlossen und wieder geöffnet, ich muß gestehen, ich habe keine Ahnung, wie die Lage derzeit ist.
Eine davon ist das Brunnenhäusle in meiner Gegend. An jeder Ecke ist ein Wasserhahn und das Häuschen selber ist ein Kiosk, an dem man Eis und Getränke bekommen kann. Es ist wirklich nett, da draußen zu sitzen.


Viele Familien sparten Geld, indem sie ihre Flaschen an diesen Stationen auffüllten. Natürlich war das Sauerwasser nicht enteisent, was bedeutete, daß die Flaschen, die immer wieder verwendet wurden, irgendwann innen bräunlich aussahen, egal wie sehr man versuchte, sie sauberzuhalten, und es hatte natürlich keine Kohlensäure, es schmeckte also schon lasch, wenn es nicht kalt war. Damals waren stille Wässer nicht beliebt.Die erste urkundliche Nennung des Badhauses ist von 1404. In der Mitte des 16. Jahrhunderts kam Herzog Christoph von Württemberg oft wegen des Wassers und zum Baden. Andere Prominenz folgte, aber nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm das Interesse ab. 1839 kauften zwei Ärzte das Badhaus und das Land drumherum und eröffneten ein Krankenhaus, das es heute noch gibt.

Ich muß allerdings zugeben, daß mir die kohlensäurehaltige Version unseres Mineralwasser immer einen Tick zu salzig war.
Geschmack ist für uns beim Wasser wirklich wichtig. Wir Deutschen können nicht einfach jedes Wasser trinken und mögen es - es sei denn, wir sind sehr durstig und selbst dann besteht noch die Chance, daß wir uns wegen des Geschmacks beschweren.
Wasser kann abhängig von den enthaltenen Mineralien unterschiedlich schmecken, Kalzium, Natrium, Sulfat, Magnesium usw.
Wasser kann seinen Geschmack auch ändern. Es kann vorkommen, daß man sich an ein Mineralwasser gewöhnt hat und auf einmal schmeckt es einem nicht mehr. Das ist mir mit meinem letzten so gegangen (und dazu haben sie auch noch von der Perlenflasche zu einer glatten Flasche gewechselt!), und da ich mir das, das ich mag, nicht liefern lassen kann, habe ich zu Leitungswasser gewechselt. Das war keine leichte Entscheidung für mich. Das Leitungswasser in meiner Region ist ziemlich hart und ich mußte mich erst dran gewöhnen. Manche Leute benutzen Filter, das habe ich auch eine Weile gemacht, aber dann festgestellt, daß es für mich keine Unterschied macht, sondern nur Aufwand und daß ich mir das Geld sparen kann.
Eine Menge Leute trinken hier jetzt Leitungswasser. Nicht nur wird oft gesagt, daß es unser am besten kontrolliertes Lebensmittel ist, es ist auch günstiger als Wasser in Flasche und verfügbar, ohne daß man zum Laden gehen muß. Für die, die stilles Wasser nicht mögen - dazu habe ich auch ich einmal gehört - gibt es Wassersprudler, mit denen man seinen persönlichen Sprudelgrad bestimmen kann.
Meine Stadt und andere haben Projekte laufen, um für Leitungswasser zu werben, indem sie zum Beispiel Abfüllstationen in der Innenstadt errichten oder Geschäfte dazu ermuntern, kostenlose Füllungen anzubieten.

Also ja, das heißt dann ja wohl, daß man in deutschen Restaurants jetzt Leitungswasser bekommt, richtig?
Ja und nein.
In der Trinkwasserverordnung der EU wird empfohlen, den Zugang zum Wasser zu verbessern, "indem die kostenlose Bereitstellung von Wasser für den menschlichen Gebrauch in öffentlichen Verwaltungen und öffentlichen Gebäuden oder - kostenlos oder gegen eine geringe Dienstleistungsgebühr - für Kunden von Restaurants, Kantinen und Verpflegungsdiensten gefördert wird."
Das heißt, man kann fragen, aber es besteht die Möglichkeit, daß man entweder gar keins bekommt oder daß es kostet - und der Betreiber entscheidet wieviel.
Einer Umfrage in Deutschland, Österreich und der Schweiz zufolge, fragen Deutsche immer noch nicht gern im Restaurant nach Leitungswasser.
Ich schätze, die Gründe sind, daß sich die Leute entweder etwas gönnen möchten, wenn sie schon ausgehen, daß sie denken, die Preise für Leitungswasser sind zu hoch - wir haben alle die eine oder andere Geschichte gehört - oder daß sie einfach nicht daran gewöhnt sind, auch nur daran zu denken, daß sie fragen könnten.

Übrigens, Wasser in Restaurants ... wußtet ihr, daß es Wassersommeliers gibt, ungefähr 500 weltweit? Sie arbeiten oft im Hotel- und Gaststättenbereich und empfehlen das richtige Wasser zu bestimmten Speisen oder bieten Wasserverkostungen an.
Es gibt nur wenige Schulen, die diese Ausbildung anbieten.

Habt ihr sschon genug von Wasser? 
🙃 Keine Sorge, ich lasse euch jetzt gehen. Danke, falls ihr es bis hierher geschafft habt!


Quellen:

1. Sabine Riker: Das Wasser, das Göppingen berühmt machte. In: Stuttgarter Zeitung, 15. August 2019
2. 
David Hahn: Darf Leitungswasser etwas kosten? Auf: Südwest Presse, 6. Dezember 2024
3. Olivia Logan: Wie viele Menschen trauen sich in Deutschland, Leitungswasser zu bestellen? Auf: I Am Expat, 13. Juni 2025 (automatische Google-Übersetzung!)
4. Richtlinie (EU) 2020/2184 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. Dezember 2020 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch

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