Das heutige Buch ist "Der kleine dicke Ritter". Im Buch steht, daß es auf einem Hörspiel basiert, das wiederum auf einem Theaterstück namens "The Thwarting of Baron Bolligrew" des britischen Schriftstellers Robert Bold basiert.
Bevor wir aber über Oblong-Fitz-Oblong sprechen, sprechen wir doch kurz über die "Augsburger Puppenkiste".
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Die "Augsburger Puppenkiste" ist ein Marionettentheater, dessen Vorgänger 1943 gegründet und unter dem jetzt bekannten Namen 1948 wiederbelebt wurde. Es führt Stücke für Kinder, aber auch für Erwachsene auf, sogar Opern.
Wir sind mit der "Puppenkiste" aufgewachsen, nicht weil wir nach Augsburg gefahren sind, um sie zu sehen, das wäre nicht in Frage gekommen, sondern weil sie dank ihrer Fernsehproduktionen Popularität erlangte.
Kurz gesagt, wir wuchsen mit Geschichten der "Puppenkiste" auf wie der "Jim Knopf"-Serie nach Michael Endes Büchern, der "Urmel"-Reihen nach Max Kruses Büchern und neben anderen eben auch 1963 mit "Der kleine dicke Ritter" (für mich waren es natürlich die Wiederholungen). Wenn ich diese heute anschaue, erweckt das immer noch das besondere Gefühl aus meiner Kindheit in mir, die vertrauten Stimmen der Puppenspieler, die typischen Bewegungen der Marionetten und die Melodien. Das waren zum Beispiel klassische Weihnachtsprogramme.
Ich meine, ich kannte die Marionettenversion sogar noch vor dem Buch, und es war sogar noch später, daß mir wirklich bewußt wurde, daß es ursprünglich ein Theaterstück gewesen war.
Hier ist der zeitliche Ablauf und er ist verwirrend.
Das Theaterstück kam 1962 heraus und wurde von Marianne de Barde ins Deutsche übersetzt. Ihre Übersetzung wurde vom deutschen Schriftsteller Carl Mandelartz benutzt, um die Geschichte unter dem Pseudonym Carl Schanze in Form eines Romans nachzuerzählen, der 1963 veröffentlicht wurde.
Ebenfalls 1963 wurde die Fernsehverfilmung des Stücks der "Augsburger Puppenkiste" in Deutschland gezeigt.
Die BBC sendete das englische Hörspiel zu Weihnachten 1964.
Es war klar, daß es Unterschiede zwischen Originalstück und Buch geben würde, also las ich auch das Stück, was recht überraschend war.
Sagen wir es mal nett, ich nehme an, es war Mandelartz, der mit dem Material sehr großzügig umging, und danach wurde dann das Puppenspiel gemacht. Ich konnte dazu allerdings keine Informationen finden.
Vielleicht wird es jetzt Zeit, euch etwas über die Handlung zu erzählen.
Der Herzog und seine Ritter wollen Oblong-Fitz-Oblong loswerden, weil er als Ritter für sie etwas zu gut ist. Nachdem alle Drachen in der Gegend getötet wurde, möchte er nämlich, daß sie dorthin weiterziehen, wo sie gebraucht werden. Der Herzog und die Ritter andererseits würden eine kleine Pause bevorzugen. Sie träumen von Ausschlafen, ein paar leichten Turnieren und großen Mahlzeiten.
Also schicken sie Oblong als Königlich Fahrenden Ritter auf die Bolligru-Inseln, damit er sich dem bösen Baron Bolligru und dem Drachen auf der Insel entgegenstellt. Ich glaube, ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage, daß er dabei erfolgreich ist. Zuerst muß er das Vertrauen und die Hilfe der Bauern auf der Insel erringen und sich mit damit herumschlagen, daß ihm ein Zauber auferlegt wird, der Bolligru Macht über ihn verleiht.
Sowohl im Stück als auch im Buch liebt Oblong Tiere. Ein Grund für ihn, den Auftrag anzunehmen, ist, daß man ihm sagt, der Baron jage alle Tiere.
Im Stück hat er allerdings selber mindestens einen kleinen rosa Drachen getötet, wenn auch ungern, und als Beweis seine Schwanzspitze mitgebracht. Im Buch bringt er es nicht übers Herz, den Drachen zu töten, also bringt der ganzen rosa Drachen mit, zähmt ihn und nennt ihn Bonzo - und nach ihm sogar noch zwei weitere Drachen!
Als der Herzog am Schluß selber die Inseln besucht, nimmt er Bonzo sogar mit sich auf die Reise.
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| Als Baron Bolligru Oblong während des Besuchs des Herzogs aus dem Weg haben will, findet Bonzo ihn und bringt ihn gerade noch rechtzeitig zurück, um den Herzog zu sehen. |
Der Drache auf den Bolligru-Inseln ist übrigens so böse, daß ihn nicht mal Oblong im Buch leben lassen will.
Der Drache im Stück ist schwarz und hat rote Augen. In Aufführungen wird es dadurch möglich, daß er noch von zwei roten Lampen verkörpert wird, als er in seiner Höhle sitzt, wo er am Ende erschossen wird. Im Buch ist er schwarz und hat zwei Schwänze und versinkt am Schluß im Meer.
Bolligru hat ein Abkommen mit dem Drachen, jeder von ihnen bekommt die halbe Insel. Als der Drache seine Hälfte verwüstet hat, will er Bolligrus Hälfte, also versucht ihn der Baron loszuwerden.
Im Buch bietet er ihm vergifteten Hammel an, aber der Drache ist zu schlau, den zu fressen.
Der Zauberer, der den Zauber über Oblong verhängt, benutzt dafür im Buch einen Apfel, im Stück jedoch dessen Umhang. Der Apfel, den er Oblong gibt, macht ihn giftig, damit der Drache stirbt, wenn er ihn frißt!
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| Der böse Drache im Puppenspiel |
Und es gibt noch mehr Tiere. Als Oblong das Schloß verläßt, nimmt er alle Dohlen aus dem Schloßturm mit sich, eingeschlossen seinen Freund Dolfus. Ihr müßt wissen, daß das Lieblingsgericht des Herzogs gefüllte Dohle ist und Oblong um seine Freunde fürchtet. Dolfus spielt eine wichtige Rolle, als Oblong mit dem Zauber belegt wird.
Im Stück gibt es keine Dohlen. Oblong lernt Mike die Elster auf der Insel kennen und es ist Mike, der ihm mit dem Zauber hilft. Außerdem spielt in Buch und Puppenspiel ein Dachs eine viel größere Rolle.
Grundsätzlich ist die Handlung also die gleiche, aber Buch und Puppenspiel fügen mehr Details hinzu.
Auf YouTube gibt es ein Video einer Schulaufführung. Vielleicht sollte ich da mal reinschauen, nur um zu sehen, wie das so auf der Bühne ist.
Ich werde unsere Version immer lieber mögen. Ich liebe sie seit über 50 Jahren und ich höre die Stimmen der Marionetten, wenn ich das Buch lese.
Es war aber auf jeden Fall interessant, etwas über die Unterschiede zu erfahren, das hatte ich so nicht erwartet!





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