... daß mein Leben aus Zugfahrten und -ereignissen besteht und auch wenn ich nicht geplant hatte, schon so bald noch eine Geschichte zu erzählen, kann ich einfach nichts dagegen tun.
Ihr erinnert euch an das Zeichen auf meiner Stirn, ja? "Sprich mit mir. Frag mich. Ich bin die Expertin. Und nett. Ich werde dir helfen und ich werde verstehen."
Aber diesmal verstand ich nicht. Ich wollte, aber ich spreche nicht Italienisch. Naja, ich kann scusi und trente und pizza sagen, pasta, Napoli und Roma, grazie und molto bene, aber das nützte in diesem Fall nichts.
Und es passierte alles, weil mein Zug Verspätung hatte und es draußen kalt war.
Da ich ohnehin zu früh dran war und durch die Verspätung jetzt noch früher, ging ich zurück in den Bahnhof, wo ungefähr eine Million anderer Leute auch warteten. (Wußtet ihr, daß ich berühmt-berüchtigt dafür bin, mit Zahlen zu übertreiben? Wenn nicht, wißt ihr es jetzt.) Und von allen diesen Leuten suchte er mich aus. Wegen meines charmanten Wesens, wegen meines großartigen Aussehens, weil ich direkt neben ihm stand, wer wird es je wissen? ;-)
"Er" war ein junger Mann mit ein paar Zetteln in seiner Hand und "er" fragte mich auf halb Englisch, halb Deutsch (? ich bin nicht sicher über diesen Teil), ob ich Italienisch spräche. Zumindest war das was ich verstand. Also sagte ich ihm auf Englisch, daß ich das nicht täte. Er verstand nicht. Er fragte mich immer wieder in diesem seltsamen Mix, ich erzählte ihm immer wieder, daß ich das nicht täte. Das hielt ihn nicht davon ab, mir die Zettel zu zeigen. Einer war eine Reservierung für einen Sitzplatz und (ich glaube) er wollte wissen, was es bedeutete, daß da "64 Mitte" stand. Ich sagte ihm, das sei die Nummer für einen Sitz in der Mitte in einem Abteil. Er schien zu denken, daß es die Gleisnummer für seinen Zug sei. Schließlich zeigte er mir seine Fahrkarte.
Oh nein!! Er war in der falschen Stadt!! Er wollte nach Italien fahren, hatte unterwegs umsteigen müssen und war in der falschen Stadt ausgestiegen! Ich ging zum Fahrplan hinüber, um nachzusehen und bekam den nächsten Schock. Es gab keine Möglichkeit, von hier aus zu fahren! Wie nun erklären, daß er erst zurück und dann von dort aus einen Zug nehmen mußte? Wir stammelten viel herum, hielten Finger hoch, um Zahlen anzuzeigen, uns einander hilflos ansehend. Ich sagte ihm mit Handzeichen, daß ich zum Servicepoint gehen würde, um nachzufragen, und er gestikulierte zurück, daß er dort schon gewesen war.
Die Beamte schaute mich ein bißchen komisch an, als ich sagte, daß ein Italiener, der kein Deutsch verstünde, Hilfe brauchte. Ich drehte mich um und der Italiener, der kein Deutsch verstand, war mir nicht zum Servicepoint nachgegangen. Na gut, er wäre sowieso keine Hilfe gewesen.
Sie sagte mir, daß er zurückfahren und von dort aus einen Zug nehmen müßte. Ich meinte, das wisse ich, aber ob sie so nett wäre, alles genau auszudrucken, was sie dann auch tat. Natürlich war es jetzt viel zu spät, den Zug, für den er reserviert hatte, zu erwischen.
Als ich zurückkam, trat er mit erwartungsvollem Blick zu mir. Ich gab ihm den Ausdruck, zeigte ihm das Gleis und dann versagte ich. Ich hätte ihn selber mit zum Automaten nehmen und ihm eine Fahrkarte besorgen sollen und ich kann nur hoffen, daß er es geschafft hat, ohne Ärger mit dem Schaffner zu bekommen.
Zugegeben, ich war inzwischen selber ein bißchen in Eile, aber ich hätte auch noch den nächsten Zug nehmen können, für ihn machte es einen großen Unterschied. Ich dachte in diesem Moment einfach nicht daran. Ist es eine Entschuldigung, daß ich noch nicht richtig wach war? Eine Erklärung vielleicht, aber keine Entschuldigung *seufz* Am Ende schüttelte er fast feierlich meine Hand, lächelte mich an und sagte "Danke".
Noch eine Zuggeschichte ohne Ende, tut mir leid. Ich hoffe wirklich, daß er es geschafft hat, nein, daß er es schafft, es ist eine lange Fahrt und er wird noch nicht da sein.
Vielleicht sollte ich einen Kurs für wichtige zugbezogene Wörter in verschiedenen Sprachen machen .....
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