Freitag, 11. Oktober 2024

Comfy, Cozy Cinema 2024 - Geisterkomödie

Comfy, Cozy Cinema ist eine Zusammenarbeit von Lisa von Boondock Ramblings und Erin from Still Life, With Cracker Crumbs.
Sie haben eine Liste von Filmen zum Anschauen im September und Oktober. Ich bin spät ins Spiel eingestiegen, und da ich kein Abo für Streaming-Plattformen habe, hätte ich wahrscheinlich sowieso nicht alles anschauen können.

"Geisterkomödie", im Original "Blithe Spirit", das diese Woche dran ist, kenne ich allerdings.
Ich spreche über den Film, der 1945 nach Noël Cowards Theaterstück von 1941 gedreht wurde, das er in sechs Tagen schrieb, um dem britischen Volk "eine Ablenkung vom Krieg, ein Hoch auf britisches Leben und einen Grund dafür, für dieses Leben weiterzukämpfen" zu geben, und das sowohl im Londoner West End und am Broadway sehr populär war, obwohl es ein paar Kritiker gab, die fanden, Geister und Tod seien kein angemessenes Thema zu dieser Zeit.
Im Laufe der Jahre gab es zahlreiche Aufführungen des Stücks.
Außerdem gibt es ein Filmremake von 2020, das aber nicht so sehr beliebt zu sein scheint. Ich habe es selber nicht gesehen.

Also, worum geht es bei "Geisterkomödie" (es kommen haufenweise Spoiler, falls ihr den Film also noch nicht gesehen habt, das aber gern würdet, solltet ihr jetzt vielleicht nicht weiterlesen!)?

Auftritt Charles und Ruth Condomine.
Charles ist Schriftsteller, Ruth seine zweite Frau, seine erste Frau ist vor einigen Jahren gestorben.
Zur Recherche für einen neuen Roman laden sie ein örtliches Medium, Madame Arcati, und Dr. und Mrs. Bradman ein, um eine Séance abzuhalten. Keiner von ihnen glaubt wirklich an Séancen und sie erwarten eher amüsiert zu werden anstatt überzeugt, daß es eine Geisterwelt gibt.
Nach dem Dinner beginnt Madame Arcati, ihre spirituelle Verbindung, Daphne, ein kleines Mädchen, zu kontaktieren, und das Tischchen bewegt sich wie wild (als ob wir nicht die üblichen Tricks kennen würden, wie das funktioniert, richtig?). Es wird jedoch sogar noch schlimmer, nachdem Daphnes Stimme aus Madame Arcati spricht, die daraufhin bewußtlos zu Boden fällt.
Und dann hört Charles eine Stimme, die sonst niemand hören kann, also behauptet er, er habe nur einen Scherz gemacht. Das Dinner ist vorbei, die Gäste sind weg, aber ein "Gast" ist gerade angekommen - es ist Elvira, die als Geist zurückgekehrt ist und sagt, Charles habe sie gerufen.
Nun fangen die Probleme richtig an. Nur er kann Elvira sehen und Ruth ist ganz und gar nicht amüsiert. Sie denkt, er habe einfach nur zuviel getrunken, bis Elvira Sachen bewegt, um zu beweisen, daß sie wirklich da ist.
Ruth sucht Madame Arcati auf und verlangt von ihr, Elvira, die sie verspottet, wieder loszuwerden. Inzwischen versucht Elvira, Charles mit sich in die Anderwelt hinüberzunehmen, aber ihr Plan läuft schief und stattdessen stirbt Ruth, wodurch Charles nun zwischen zwei toten Ehefrauen gefangen ist, die sich die ganze Zeit streiten.
Madame Arcati tut alles, um sie beide in die Anderwelt zurückzuschicken, aber alle Versuche scheitern - bis sie herausfindet, daß es tatsächlich das Hausmädchen Edith war, die sie versehentlich heraufbeschworen hat, und versetzt sie in Trance, um die Geister fortzuschicken, was auch zu funktionieren scheint, aber bald zeigt sich, daß sie immer noch da sind.
Also folgt Charles Madame Arcatis Rat, für einen langen Urlaub wegzufahren, hat aber einen tödlichen Unfall und wird selber zum Geist, mit seinen beiden Ehefrauen vereint.

Dieses Ende, mit dem Coward nicht glücklich war, ist anders als das des Theaterstücks, in dem Charles fortgeht.
Aber jetzt mal ehrlich, ich finde, er hat es verdient, bei Ruth und Elvira festzusitzen, und ich finde auch, daß sie es alle verdient haben, miteinander gefangen zu sein, weil ich keinen von ihnen wirklich mag.
Und das ist tatsächlich auch, was Coward beabsichtigt hat, eine Geschichte über den Tod und Geister zu machen, die selbst in Kriegszeiten niemanden aufregen würde, einfach weil keiner von ihnen nett ist.

Charles wird am besten vom Titel beschrieben. Er ist ein "blithe spirit", eine Frohnatur, und er scheint sich recht schnell an den Gedanken zu gewöhnen, daß Elvira herumhängt, sogar trotz seines ihres Verhaltens Ruth gegenüber, ihm ist wirklich nur wichtig, daß er selber nicht geärgert wird.
Ich frage mich, ob ich ihn sogar noch weniger mag, weil ich Rex Harrison nie mochte.
Ruth ist effektiv und versucht alles zusammenzuhalten, scheint mir aber ziemlich leidenschaftslos zu sein, selbst wenn sie sich Sorgen macht und ärgert. Es hat was von der britischen steifen Oberlippe, du hast ein Problem, du zeigst nicht, wie nahe es dir geht, du kümmerst dich einfach darum.
Tatsächlich frage ich mich, wie die beiden überhaupt jemals zusammengekommen sind.
Nun, und Charles und Elvira miteinander - sie waren gar kein so wundervolles Paar, was man schnell erfährt, als sie versuchen, sich gegenseitig damit übertreffen, sich zu erzählen, mit wem sie während ihrer Ehe eine Affäre hatten, und sich ständig provozieren.

Warum also liebe ich diesen Film trotzdem?
Es ist natürlich Madame Arcati.
Vor einer Weile las ich auf einer Seite so etwas wie "ihr kennt Margaret Rutherford vielleicht nicht aus Filmen" und mein erster Gedanke war, daß sie nicht in Deutschland leben können, wo sie ja die Miss Marple-Filme noch regelmäßig ausstrahlen.
Ich liebe Margaret Rutherford und sie war einfach perfekt für diese Rolle, die sie übrigens auch im Theaterstück spielte.
Viele Leute sagen, daß sie den anderen absolut die Show gestohlen hatte und das hat sie auch.
Während es schade ist, daß sie immer auf den Typus der exzentrischen alten Dame festgelegt wurde (von ihrer Lebensgeschichte mal ganz zu schweigen, die gleichzeitig traurig und sehr merkwürdig ist), da ich sicher bin, sie hätte viel mehr drauf gehabt, ist es doch, wie ich schon als Kind kennengelernt habe und ich liebe es einfach, wie sie das verkörpert.

Madame Arcati ist nicht das, woran man vielleicht beim Wort "Medium" sofort denkt. Ja, sie ist ein bißchen verrückt, aber statt dem Turban, den man so oft sieht, hat sie eine leicht zerzauste Frisur, statt eines bestickten Kaftans oder dramatisch wallenden Gewändern trägt sie bequeme Omakleider, und es gibt gar kein klischeehaftes Drama.
Tatsächlich ist sie für jemand, der sich mit dem Übernatürlichen beschäftigt, sehr bodenständig.


Sie erwähnt zum Beispiel, daß die kleine Daphne gerade eine Erkältung gehabt hat, das arme Kind (Geister können sich erkälten?), sie liebt das Radfahren (wie auch Rutherford selber) und trägt dabei eines dieser wundervollen "Miss Marple Capes" (ich hätte zu gern selber eins), sie hat ein gemütliches kleines Cottage anstatt ihre Gäste in einem dunklen Raum mit langen Vorhängen zu empfangen, und sie ist ganz ehrlich daran interessiert, das Geisterproblem zu lösen anstatt nur mysteriöse Hinweise fallen zu lassen.
Wenn ich so drüber nachdenke, erinnert sich mich an eine schwäbische Großmutter der alten Zeit, im Kittelschurz, die sich dran macht, Dinge zu erledigen, nur daß Dinge in dem Fall kein Garten, kein schmutziger Boden und kein üppiges Mahl sind, sondern eben sich um Geister zu kümmern. Bis zum Schluß gibt sie nicht auf und sie tut es mit soviel Ausdruck und körperlichem Einsatz und unendlichem Optimismus, daß sie das schon hinbekommen wird.
Allein um das zu sehen, würde ich sie für eine Séance engagieren, ohne zu zucken!

Jetzt kommt die große Nachdenkerei, die ich einfach nicht stoppen kann.
Ich wünschte, sie hätten den Teil mit dem Hausmädchen Edith erklärt. Wie hat sie diese zwei Damen heraufbeschworen? Hat sie sich anschließend daran erinnert, was passiert ist? Ist sie Madame Arcati von da an aus dem Weg gegangen? Hat sie eine Stelle bei netteren Leuten gefunden? Was ist mit dem Haus passiert? Hat Madame Arcati wohl weiterhin versucht, jetzt alle drei zurückzuschicken? Hat sie irgendjemand davon erzählt, was geschehen ist? Hat sie je mit den Bradmans darüber gesprochen?
So könnte ich weitermachen ;-)

Jetzt aber mal ernsthaft. Geistreicher Dialog hin oder her, ich bin mir sicher, daß ich ohne Margaret Rutherford nach zehn Minuten ausgestiegen wäre.
Vielleicht versuche ich mal das deutsche Remake aus den 60ern anzuschauen, um zu sehen, ob und wie das mein Gefühl gegenüber der Handlung und den Figuren ändert.

Mittwoch, 9. Oktober 2024

Die Henne und das Ei

Vor ein paar Wochen besuchten wir die örtliche "Töpferei auf dem Jackenhof", wo ich letztes Jahr auch meine fröhlichen gelben Becher gekauft habe (und ja, ich liebe sie immer noch so sehr und benutze sie die ganze Zeit). Obwohl ich diesmal nur die Begleitung war, konnte ich nicht widerstehen, wenigens ein bißchen was zu kaufen, in diesem Fall eine kleine Vase in einem wunderschönen Blau und geformt wie ein Ei, dessen Deckel ab ist (sagt man das überhaupt so?).
Ich habe ein Bild gezeigt, weil ich Freunde haben, die ebenfalls Töpferwaren lieben, und eine von ihnen meinte, sie frage sich, was wohl daraus geschlüpft sei.
Jetzt habe ich es herausgefunden! Es ist allerdings etwas überraschend, ich hatte irgendwie was Größeres erwartet ...


Immer wenn ich eine neue Technik lerne, ist mein Ziel zu versuchen, ob ich sie mit meinen vorherigen Techniken kombinieren kann.
Offensichtlich Perlenstickerei ist am einfachsten mit Handstickerei zu mischen. Man schmeißt einfach ein paar extra Perlen drauf, richtig?
Wie soviele meiner Stücke war diese winzige Henne völlig ungeplant. Ich hatte ein Reststückchen Leinen und fragte mich, wie es für mich wäre, ohne Rahmen zu arbeiten. Die Inspiration, eine Henne zu machen, kam von einem Cartoon, den ich kurz zuvor gesehen hatte.

Natürlich gibt es einiges, was ich jetzt anders machen würde. Ich hätte das Polstern der Henne eingeplant, damit der Silberrand nicht ganz so obendrauf sitzen würde, obwohl ess 15er Perlen sind. Ich hätte zum Stabilisieren des Leinens nicht den dickeren Filz benutzt und meine Henne hätte einen Schnabel bekommen, den man besser sehen könnte. Meine einzige Entschuldigung dafür, ecru gewählt zu haben ist, daß es spätnachts war und ich einfach nach etwas gegriffen habe, ohne nachzudenken.
Schließlich war das ja ursprünglich nur als kleines Experimentalstück gedacht, ich hätte nicht mal geglaubt, so weit zu kommen.

Ich habe auf jeden Fall etwas daraus gelernt. Vielleicht finde ich eine Nadel, die klein genug für hintendrauf ist, und stecke mir die Henne an den Kragen meiner Jeansjacke. Oder vielleicht habt ihr ja eine Idee?

Dienstag, 8. Oktober 2024

Comfy, Cozy Cinema 2024 - Kikis kleiner Lieferservice

Ich bin kein Riesenfan von Anime. Meine erste Erfahrung war "Heidi - Kindheit in den Bergen" (Original: "Arupusu no shôjo Haiji), die Serie von 1974 über die Abenteuer der kleinen Heidi nach den Büchern von Johanna Spyri, die im deutschen Fernsehen das erste Mal von 1977 bis 1978 ausgestrahlt wurde. Wir waren nicht an diesen Animationsstil gewöhnt, vor allem die extreme Darstellung von Emotionen in den Augen und oft riesigen Mündern, und doch waren wir auch irgendwie fasziniert davon.
Irgendwie ist der Stil für mich manchmal zu überwältigend und manchmal überhaupt nicht. Mit Heidi, von dem ich mir ziemlich sicher bin, daß ich sie mit meinem kleinen Bruder angeschaut habe, hatte ich kein Problem, aber ich konnte mich zum Beispiel nie mit Dragon Ball anfreunden.
Erst Jahre später sah ich eine Dokumentation über das weltweite Heidi-Phänomen und erfuhr daraus unter anderem, wieviel Recherche das Studio in diese Serie investiert hatte. Dabei war übrigens auch Hayao Miyazaki, einer der Gründer von Studio Ghibli ...

... was eine schöne Überleitung zu dem Film ist, über den ich sprechen möchte. Comfy Cozy Cinema 2024 ist eine Kollaboration von Lisa von Boondock Ramblings und Erin von Still Life, With Cracker Crumbs. Sie schauen sich Filme an und sprechen darüber und diese Woche haben sie "Kikis kleiner Lieferservice" von Studio Ghibli ausgesucht.

Ich kenne zwei Versionen, den Animefilm von 1989 (Original: Majo no takkyûbin) und die Realverfilmung von 2014. Tatsächlich hatte ich den Animefilm nie ganz gesehen, aber die Realverfilmung in einer schlaflosen Nacht zufällig entdeckt (was der Grund dafür war, ihn überhaupt anzuschauen, denn ich bin normal auch kein Fan von Realfilm-Remakes), weswegen ich schließlich endlich das Original besorgte.

Ich möchte gar nicht über die Produktion, Regie, Kritiken sprechen, das könnt ihr alles selber nachlesen. Hier ist nur, was ich über den Film denke.
Bei "Kikis kleiner Lieferservice" geht es um Unabhängigkeit, darum, seinen eigenen Weg im Leben zu finden, etwas über sich und seine eigenen Fähigkeiten herauszufinden, den Versuch, Selbstzweifel und Hindernisse zu überwinden, und darum, sich an neue Umgebungen und neue Menschen anzupassen, die, mit denen man sich sofort versteht, die, die man erst genauer kennenlernen muß, bevor man sie mag, und die, die dich nicht mögen und umgekehrt - manchmal völlig grundlos.

Kiki ist eine junge Hexe, die der Hexentradition folgt, ihr Zuhause mit 13 Jahren zu verlassen und unabhängig ein Jahr lang in einer Stadt zu leben.
Die einzige Zauberkraft, die Kiki hat, ist, auf einem Besen fliegen zu können und nicht einmal darin ist sie perfekt.
Nichtsdestotrotz ist sie bereit, auf dem Besen ihrer Mutter ins Unbekannte zu fliegen, von ihrem schwarzen Kater Jiji begleitet, und landet in der Metropole Koriko (was eine Mischune aus verschiedenen Städten im 50er Flair ist, tatsächlich reiste Miyazaki nach zur Recherche nach Schweden und nutzte eine Menge davon für Koriko).

Koriko empfängt Kiki nicht unbedingt mit weit offenen Armen, aber es gibt Menschen, die sie willkommen heißen, darunter Osono, die mit ihrem Mann zusammen eine Bäckerei führt und ihr einen freien Raum anbietet, nachdem Kiki dabei hilft, einer Kundin etwas zu bringen, das sie in der Bäckerei vergessen hat.
Dies bringt sie auch auf die Idee, einen Lieferservice zu eröffnen.

Von da an geht es im Film darum, wie Kiki noch mehr neue Menschen kennenlernt, die ihr Leben auf die ein oder andere Art beeinflussen, Tombo, den Nachbarn, der von allem, was fliegt, fasziniert ist, sie eingeschlossen, eine alte Dame, genannt Madame, die sehr nett zu ihr ist, Ursula, die im Wald lebt und Künstlerin ist, aber auch die Enkelin der alten Dame, die Kiki sehr rüde und undankbar zu sein scheint, als sie ihr zum Geburtstag eine Pastete ausliefert, in die ihre Großmutter und Kiki eine Menge Arbeit gesteckt haben.

Tatsächlich ist Kiki ziemlich schnell von Leuten genervt, was ich für absolut normal für einen Teenager halte. Sie lernt, daß man Menschen eine Chance geben muß, bevor man über sie urteilt, und freundet sich zum Beispiel mit Tombo an, nachdem sie das anfangs abgelehnt hat, aber es ist nicht leicht für sie und sorgt für solche Selbstzweifel bei ihr, daß sie dadurch sogar ihre Kräfte verliert.
Nicht nur kann sie Jiji nicht mehr verstehen, der wie ihr Alter Ego war, der genauso schnell wie sie genervt war - beispielsweise von der Nachbarskatze Lili - und der der perfekte Unterhaltungspartner für sie war, dem sie ihre Gedanken und Zweifel für Feedback zuwerfen konnte, sondern sie verliert auch ihre Fähigkeit zu fliegen, was dazu führt, daß sie noch mehr an sich zweifelt.

Kikis Stimmung hebt sich etwas, als Ursula sie zum Übernachten in ihre Hütte einlädt und ihr sagt, daß es eine Zeit gab, in der auch sie Selbstzweifel hatte, daß man das aber überwinden kann, wenn man sich bemüht, und daß die Magie dann zurückkommen kann
Für Kiki kommt dieser Moment, als sie im Fernsehen den Unfall eines Luftschiffs sieht, durch den Tombo in Lebensgefahr gerät. Sie will ihm so sehr helfen, daß ihre Macht zu fliegen zurückkommt, nicht leicht, aber gerade noch rechtzeitig.

Am Ende sieht man, wie Kiki ein Teil von Koriko geworden ist, im Flug mit Tombo, der das "Luftrad", das er gebaut hat, perfektioniert hat. Sie schreibt einen Brief nach Hause, um ihren Eltern zu sagen, daß das Jahr kein Problem für sie sein wird, weil sie in ihrer Stadt wirklich glücklich ist.

Die wichtigste Frage aber ist, ob sie Jiji wieder verstehen kann (ihr wißt schon, ich und Katzen), aber ach, das kann sie nicht. Es erinnert mich an den Mary Poppins-Band, in dem die jüngsten Babys die Sprache der Tiere und sogar der Sonne verstehen, und auf einmal ist alles weg, weil sie in eine neue Lebensphase eingetreten sind.
Kiki braucht Jiji nicht mehr als Gesprächspartner und Jiji hat nun ein Leben mit Lili, aber das heißt nicht, daß sie keine Freunde mehr sind.

Der Film mag etwas langsam erscheinen, aber vielleicht war es gerade das, was ich sehr genossen habe. Es gibt keine großen Actionszenen außer der Rettungsmission am Schluß, und doch geschieht in jeder Szene etwas Wichtiges, jede ist ein kleiner Schritt in Kikis Reise zum Erwachsenwerden.
Ich liebe auch die kleinen Details, wie als Kikis Kleid etwas hochgeschoben ist und ihre Schuhe ausgezogen sind, als sie Ursulas Boden schrubbt, als Ausgleich dafür, daß Ursula ihr mit einem Teil aus ihrer ersten Lieferung hilft, oder wie Kiki sich Wäscheklammern an ihre weiten Ärmel macht, damit sie nicht im Weg sind, als sie Madame dabei hilft, den alten Holzofen für die Pastete vorzubereiten, als der elektrische Ofen kaputt ist (nur ein Beispiel für die Mischung aus Tradition und modernem Leben übrigens, genau wie Kikis traditionelles schwarzes Hexenkleid, gepaart mit einer großen roten Haarschleife).


Ich möchte auch noch den Realfilm erwähnen, aber viel kürzer, da die Botschaft diesselbe ist.
Ich hatte das Gefühl, sie haben versucht, ihn etwas moderner zu machen, indem sie zeigen, wie Kiki mit ein paar der anderen Mädchen interagiert oder wie sie mit mehr Intoleranz von ein paar Leuten umgehen muß, weil sie eine Hexe ist.
Zum Beispiel wird sie verdächtigt, das geliebte Babynilpferd im Zoo verhext zu haben, wodurch es seinen Schwanz verloren hat und sehr krank geworden ist. Die Rettungsmission in diesem Film ist es, das Nilpferd trotz Sturm zu einem Professor, der auf einer Insel lebt, zu bringen, damit er es heilen kann (indem er den fehlenden Schwanz mit einer Uhr ausbalanciert ... hä?). Die Geschichte fand ich echt seltsam, nicht zu vergessen, daß das computeranimierte Nilpferd einfach nicht gut aussah.
Es gibt keine Ursula, sondern eine Sängerin, der Teil funktionierte ganz okay, war aber auch nicht wirklich aufregend.
Kiki selber war nicht ganz so schlecht, wie manche fanden, aber für mich fehlte ihr die Süße der Anime-Kiki und anfangs erinnerte sie mich mehr an eine junge Möchtegern-Goth-Hexengöre moderner Zeiten.
Tombo und seine Freunde waren mir etwas zu Slapstick, aber sie nahmen auch nicht sooviel vom Film ein.
Trotzdem war es für ein einmaliges Anschauen in einer schlaflosen Nacht ein ganz lustiger Film und ich denke, die Botschaft kam rüber.

Montag, 7. Oktober 2024

Daumenstützen

Es ist ein wenig seltsam, daß ich mein Daumengelenk mit der Arbeit an etwas anstrenge, daß meinem Daumengelenk helfen soll, ich weiß. Tatsächlich fühlt es sich aber im Momen überwiegend etwas besser an und ich habe genug Pausen gemacht, um es nicht schlimmer zu machen. Vielleicht lerne ich doch noch dazu, wer weiß?

Ich spreche über die Daumenstützen, die ich mir besorgt habe. Ich trage sie ungern, aber wenn ich sie schon nachts tragen muß, können sie wenigstens hübsch aussehen ... denn wer schläft schon nachts. Vielleicht ist es ja einfach das Gefühl, daß sie anders sind.

Es ist witzig, ich habe schwarze gewählt, weil sie am wenigstens auffallend sind, und dann beschließe ich plötzlich, daß sie etwas Farbe brauchen, und zwar viel davon.

Ich habe gerade Fliegenstich gelernt, aber davon kann man hier nicht viel sehen, weil ich so viele kürzere Fadenreste hatte und mich nicht stoppen konnte. Ich wünschte, ich könnte solche Blumen in echt wachsen lassen
😉
Da hatte ich noch nicht geplant gehabt, auch den Riemen zu besticken, sonst hätte ich versucht, das etwas passender zu machen.
Die Länge des Riemens verlangte aber offensichtlich nach Ranken oder Kletterrosen (auch wenn sie seitwärts klettern), und da ich immer noch vom Knötchenstich besessen bin und mich außerdem mit dem Federstich vertraut gemacht habe, klangen die Röschen perfekt.
Damit brauchte ich tatsächlich all die bunten Reste, die ich bisher hatte, auf - denkt daran, daß ich diese Reise erst relativ kürzlich begonnen habe - und so war mein schwäbisches Herz sehr glücklich
😂







Für die zweite Stütze wollte ich jedoch definitiv etwas anderes, und da die Stützen nicht speziell für die rechte und linke Hand sind, ist der Riemen an der rechten Hand sowieso hauptsächlich auf der Handfläche, also mußte ich mir was ausdenken, was für die andere Seite funktionieren würde. Natürlich kann ich auch noch jeweils die zweite Seite der Stützen besticken, falls ich jemals den Drang verspüren sollte.

Seid ihr überrascht, daß sich meine Gedanken sofort Katzen zuwandten? Es ist möglich, daß die witzigen kleinen Hasenfüßchen des Dekans eine zusätzliche Inspiration waren.




Was lieben wir an Katzenfüßen? Die "Bohnen", wie der auf Englisch gern verwendete Ausdruck übersetzt heißt, also die Ballen!

Es war gut, daß ich dem links ein paar schwarze Flecken verpaßte, denn dadurch war es kein Problem, zwei weitere hinzuzufügen - nachdem ich meinen Finger das dritte Mal mit der Nadel gepiekst hatte, bevor ich bemerkte, daß ich schon auf die Pfote geblutet hatte! Könnt ihr fassen, daß ich mich tatsächlich schon gewundert hatte, warum da auf der Pfote zwei verschiedene Rosatöne waren (das Rot hatte sich auf dem Faden zu einem dunklen Rosa aufgehellt)?
😂

Dann brauchte ich noch etwas für den Teil des Riemens, den man sehen kann - natürlich noch eine Katze!
Die war echt hart, vor allem die Teile, wo ich Stiche auf Stichen auf schwierigem Untergrund machte, also ist sie keinesfalls perfekt, aber es war eine gute Übung und ich denke, sie ist trotzdem ganz niedlich.
Falls ihr euch wundert, warum die Augen etwas schielen, seufz, was kann ich sagen - noch mehr Blut, das ich verstecken mußte, aber diesmal ging mir dann auch noch der dunkelgrüne Faden aus, von dem ich nur die Hälfte der üblichen Länge hatte. Ich stelle mir einfach vor, das Kätzchen zwinkert mir zu.



Ich lasse es euch wissen, falls ich jemals etwas mit den anderen Seiten mache, aber ich muß gestehen, daß es echt zäh war, weil das nicht gerade ein einfacher Stickuntergrund ist, also glaube ich ich nicht, daß das sehr bald passieren wird, wenn überhaupt. Da waren all die kleinen schwarzen Schlaufen, die hochstanden, einige Stellen waren zu dick gepolstert, um überhaupt durchzukommen, an manche kam man nicht so gut heran oder ich kam nur unter Verwendung einer Zange durch.
Außerdem gibt es ja soviel anderes zu machen!