Samstag, 9. Juni 2012

Samstagnachtgedanken

Laßt mich euch erzählen, wie ich meinen Tag verbracht habe, auch wenn Meffi denkt, daß es schrecklich peinlich ist, und sie sich überlegt, zu jemandem zu ziehen, der anständiger ist.


Ich bin aufgestanden, ich habe Sachen eingepackt, ich habe gegessen und getrunken, ich habe telefoniert, ich habe gewebt, ich habe Wäsche gemacht, und dann ... laßt mich versuchen, ein bißchen Ordnung in die Geschichte zu bringen und die Vuvuzela-Leute draußen auszublenden *augenroll*

Ich sagte, daß ich gewebt habe. Das stimmt, aber nachdem ich fast fertig war, gingen mir die Perlen aus, und ich nahm das als Zeichen, das Design doch etwas zu verändern. Ich fühlte eine seltsame Erleichterung und Zufriedenheit, als ich den Mittelteil aufschnitt.
Nachdem ich das Armband auseinandergenommen hatte, machte ich mit der Wäsche weiter. Ich sammelte die Handtücher aus den verschiedenen Zimmern ein, und da ich manchmal dazu neige, mich leicht ablenken zu lassen, beschloß ich, erst noch die Spülmaschine aus- und wieder einzuladen. Dann waren da noch die leeren Katzenfutterschalen, die ich ausgeschwenkt hatte, um sie für den Gelben Sack vorzubereiten (für das Recycling, wir haben in dieser Gegend keine Tonnen). Der Sack war fast voll, also band ich ihn zu und ging zur Wohnungstür, um ihn in den Flur hinauszustellen.
Vielleicht sollte ich erwähnen, daß ich mich daheim gern sehr locker anziehen, genau gesagt trug ich in diesem Moment ein langes T-Shirt und war barfuß, denn ich wollte ja keine großen Wanderungen machen.
Ich stellte den Sack durch die Tür hinaus und er fiel um, mitten in den Flur hinein. Den Türgriff fest in der Hand bückte ich mich, um ihn wieder aufzuheben, meine Hand rutschte vom Griff (fragt nicht, ich weiß es nicht), und da stand ich nun im Flur und hörte das sanfte Klicken der Tür. Laßt mich euch nochmals daran erinnern, daß ich ein T-Shirt und nicht viel mehr trug. Also ging ich nach unten zu den Nachbarn, um meine Familie anzurufen und ihnen zu sagen, daß ich einen Schlüssel brauchte. Vier Nachbarn und keiner von ihnen da. Ich darf nicht vergessen, ihnen zu sagen, wie enttäuscht ich von ihnen war.

Nachdem ich meinen Kopf ein paar Mal gegen die Wand gehauen hatte, was leider so gar nichts an der Situation änderte, versuchte ich die beste Lösung zu finden. Es war absolut unmöglich für mich hinauszugeheb, ohne daß mich binnen kurzer Zeit Menschenmassen mit Mistgabeln und Fackeln gejagt hätten. Ich hatte keine Ahnung, wie lang meine Nachbarn weg sein würden, ich meine, es hätte ja auch den ganzen Tag sein können. Also war noch das Beste, mich aus dem Fenster zu hängen (das nicht ganz aufgeht) und einen nichtsahnenden Fremden anzuschreien, in der Hoffnung, daß er oder sie ein Handy dabeihaben würde.
Unsere Straße ist ganz schön ruhig. Erstaunlich ruhig für einen Samstagmittag. Es dauerte mehr als 20 Minuten, in den ich mir Füße und Tuches abfror (unser Flur ist schön kühl, auch wenn es draußen heiß ist), bis ein Gentleman auf meiner Straßenseite vorbeilief. Das Fenster, aus dem ich schaute, geht auf die Einfahrt hinaus, man kann also nur einen kleinen Teil der Straße sehen.

Ich rief zu ihm hinüber "Entschuldigen Sie, könnten Sie mir bitte helfen und mir einen Gefallen tun?" Er kam zum Fenster und schenkte mir völlig ohne Grund einen seltsamen Blick. Es ist nicht so ungewöhnlich, von einer Dame, der die Haare vom Raufen so ziemlich in alle Richtungen stehen, angebrüllt zu werden. Ich fragte, ob er vielleicht ein Handy hätte, weil ich mich ausgesperrt hätte und nicht die richtige Kleidung hätte, um darin auf der Straße gesehen zu werden, und daß ich wirklich meine Familie anrufen mußte. Er lächelte und reichte mir sein Telefon nach oben.

Ich rief meine Mutter an, die natürlich Details wissen wollte, wo doch alles, was ich wollte, ein Schlüssel war. Sie fragte mich, warum ich 20 Minuten gewartet hatte, bis ich anrief. Natürlich trage ich zwar gewöhnlich keinen Schlüssel bei mir, wenn ich im Hausflur festsitze, ungeplant, leicht bekleidet (tut mir leid wegen des Bilds, aber wirklich, es war ein langes T-Shirt, nur nicht für draußen geeignet), aber immer ein Handy. Dachte sie. Offensichtlich. Ich erklärte ihr, daß ich am Handy von jemand anderem wäre und daß ich einen Schlüssel brauchte. Jetzt!

Ich gab dem netten Mann (ich hoffe, er hatte Erfolg damit, die Geschichte daheim zu erzählen) sein Telefon zurück und sagte ihm, er habe mich gerettet und wie dankbar ich wäre. Er zwinkerte mir zu und meinte, daß sowas schon mal passiert. Ja, klar, aber warum mir?

Nach etwa 10 bis 15 Minuten kam meine Schwester und meinte mit einem Grinsen, daß es gut war, daß die Nachbarn Bücher im Flur stehen hatten (Notiz an mich selber ... versuch NICHT nochmal, das eine Buch zu lesen, Mann, war das langweilig).
Noch eine Notiz an mich selber ... wenn du schon nicht schlau genug bist, deinen Schlüssel dabeizuhaben, nimm wenigstens Perlen und Draht mit und deponiere auch eine Zange im Flur, damit du dich sinnvoll beschäftigen kannst.
Wollt ihr was Komisches hören? Die letzten 20 Male, als ich etwas in den Flur hinausgestellt habe, hatte ich immer einen Schlüssel dabei, und die Tür fiel nie zu. Ich frage mich, ob das Kichern hinter der Tür nur in meinem Kopf existierte. War es in meinem Kopf, Ponder? War es das?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen