Zehn Dinge von 2024, an die man sich erinnern oder die man vergessen will, das ist das Thema von Marsha in the Middle für die "10 am 10." in diesem Monat, und das ist ganz schön schwierig für mich.
Ich könnte es mir einfach machen und sagen, ich will mich an alles erinnern, das gut war, und alles vergessen, was schlecht war, aber so funktioniert es nicht wirklich, nicht wahr?
Ein weiterer Grund ist, daß die Jahre, je älter ich werde, um so mehr ineinander verschwimmen. War das letzte Woche, letzten Monat, letztes Jahr?
Immer wenn ich "Die zwölf Geschworenen"
anschaue und sie über Alibis sprechen und darüber, wie einer von ihnen sich nicht an einen Film erinnert, den er vor nicht allzulanger Zeit gesehen hat, versuche ich mich an Details von etwas kürzlich Geschehenem zu erinnern und scheitere regelmäßig. Ich würde vor Gericht eine schreckliche Zeugin abgeben, wäre ich die Angeklagte, würde ich wahrscheinlich direkt ins Gefängnis wandern, unschuldig oder nicht.
Fragt mich aber nach Details aus einem meiner lebhaften Träume oder meinen liebsten Songtexten aus den 80ern, bin ich eure Frau.
Letztens ist mein Leben recht ereignislos und ruhig, manche würde wahrscheinlich sogar sagen, es ist langweilig.
Schauen wir mal, was ich noch so aus dem letzten Jahr zusammenbringe, in völlig willkürlicher Reihenfolge.
1. Alles Gute zum Jubiläum möchte ich meiner Niere wünschen. Im November haben wir unglaubliche 21 Jahre zusammen gefeiert, nichts, was irgendjemand nach einem sehr holprigen Start vorausgesehen hätte. Ich bin unendlich dankbar und hoffe, wir haben noch etwas mehr Zeit zusammen.
2. Was die Gesundheit betrifft, so würde ich gerne all die kleinen und großen Probleme vergessen, von denen sich manche über das letzte Jahr verschlimmert haben, wie zum Beispiel mein arthritisches Daumengelenk, über das ich dauernd jammere. Eine Stelle hört mal kurz auf wehzutun, aber keine Sorge, die nächste fängt direkt an. Das kann echt anstrengend sein, auch mental, vor allem wenn mir auch noch meine kreativen Vorhaben verdorben werden, mit denen ich das normalerweise ausblende.
Es heißt auch, daß ich nicht viel rauskomme, weil ich leicht müde werde, also erwartet keine Reiseposts von mir.
3. Eine neue Technik. Nach zwei kurzen und schlechten, lang zurückliegenden Erfahrungen habe ich doch noch mit dem Sticken angefangen. Bilder von Goldstickerei hatten mich schon eine ganze Weile fasziniert und ich konnte nicht widerstehen und kaufte mir eine Goldstickerei-Packung, was für ein Einstiegsstück wahrscheinlich eine etwas seltsame Wahl ist. Ich hatte sie dann ewig herumliegen, zu feige anzufangen, und dann überzeugten mich zwei Damen auf Instagram, es endlich anzugehen. Ich war auf meinen kleinen Goldfuchs sehr stolz, da ich mir nicht so sicher gewesen war, daß er jemals fertig werden würde.
4.
Onlinekurse und -vorträge. Für den letztjährigen Basteladventskalender hatte ich ein paar perfekte Stücke gefunden, aber ich mußte mich wirklich mühsam durch die Videotutorials kämpfen, was nichts mit der Qualität zu tun hat, ich bin einfach nur furchtbar schlecht darin, etwas auf dem Computer anzuschauen, das länger als fünf Minuten dauert. Das Homeoffice scheint mich allerdings gelehrt zu haben, besser darin zu werden, wenn mich etwas wirklich, wirklich interessiert.
Ich kaufte mir sehr spontan einen Online-Stickkurs von der Royal School of Needlework, dessen Tempo man selber bestimmen kann. Wieder dauerte es eine Weile, bis ich den Mut aufbrachte, damit anzufangen, aber dann machte es mir echt Spaß, und nun wartet der nächste Kurs darauf, daß ich den Mut aufbringe, ihn anzufangen (man muß dabei viel zählen und wir wissen alle, daß ich manchmal schon Probleme damit habe, bis drei zu zählen ;-)). Zum Kurs gehören Stickpackungen, aber dann stellte die RSN den Versand in die EU ein, gerade als der Goldstickerei-Kurs, den ich so gern gemacht hätte, endlich wieder verfügbar war. Ich weiß nicht, ob sie den Versand irgendwann wieder aufnehmen, wenn ja, möchte ich definitiv noch mehr machen.
Ich habe außerdem festgestellt, daß es tatsächlich Onlinevorträge gibt, die ich mag.
5.
Weltpolitik und -geschehen. Ich werde nicht ins Detail gehen, aber da gibt es einiges, was ich gern vergessen würde, aber leider gehört das zu unserer Zukunft.
6. Ich habe vom Leben dieses Jahr einen überraschenden Seitenhieb bekommen. Das Ergebnis ist noch nicht klar, es könnte gut oder schlecht sein, aber als geborene Pessimistin werde ich es nicht schaffen, nicht zuviel darüber nachzudenken, bis ich es tatsächlich weiß.
7. Bloggen. Ich hatte in den letzten paar Jahren nicht viel gebloggt, die Hälfte meiner Posts waren für die Adventskalender. Viel davon hatte mit den Grenzen zu tun, die ich mir selbst setzte, als ich mit dem Bloggen anfing. Meine Familie möchte dabei nicht auftauchen, was ich nur zu gut verstehen kann, da ich auch von mir selber gar nicht zuviel preisgeben möchte. Ich bin extrem kamerascheu, seit ich ein Teenager war, und mit dem Alter ist das nicht besser geworden. Es existieren nicht viele Bilder von mir, ich habe kaum Selfies, und auf denen, die ich habe, ist gewöhnlich auch eine Katze, die im Idealfall einen Teil von mir versteckt.
In diesem Blog geht es hauptsächlich um Kreatives, aber ich mache keine Tutorials oder biete Anleitungen an. Wenn ich kreativ arbeite, dann mache ich das und schreibe keine Einzelschritte auf oder knipse Bilder, was oft heißt, daß ich nicht mal selber weiß, wie ich etwas hingekommen habe (ein Grund dafür, warum ich kein Fan davon bin, Ohrringe zu machen).
Es gab eine Zeit, in der man mich nicht dabei angetroffen hätte, wie ich nicht mit Draht oder Perlen herumspiele. Das ist nicht mehr so. Als erstes verschwand Zibbet, wo ich meinen Shop hatte, aus dem Netz, dann kam die Pandemie und ich konnte monatelang nichts mehr ins Ausland versenden, dann änderte die Post die Regeln zum jährlichen Mindestversand, sodaß ich jetzt die Preise für Privatpersonen zahlen muß, was (wieder einmal) zu der Frage führte, wieviel Sinn es überhaupt noch machte, immer noch Schmuck zu machen und zu versuchen, ihn zu verkaufen. Ich sage oft, daß ich immer ein sehr kleiner Fisch war, aber wie klein muß man werden, um schließlich aufzugeben? Auf jeden Fall war das und mein Daumen nicht sehr gut für meine Motivation. Keine kreative Arbeit, kein Bloggen.
Ich wollte es jedoch nicht komplett aufgeben. Es gab doch sicher einen Weg, etwas zu finden, über das ich schreiben konnte? Das erinnerte mich an meine Nostalgie-Posts und wieviel Spaß es mir immer macht, dafür zu recherchieren. Außerdem habe ich (sehr) langsam angefangen, sich mit anderen Bloggern zu vernetzen und habe bei der einen oder anderen Sache mitgemacht, wie "Comfy Cozy Cinema" und "Comfy Cozy
Christmas", ja, und den "10 am 10.". Keine Ahnung, wohin das führen wird, aber ich versuche, wieder in die Spur zu kommen und mich vielleicht selber zu überraschen.
8. Neuer Shop. Das mag sich wie etwas Gutes zum Erinnern anhören, war es aber nicht. Ich dachte, ich probiere mal eine deutsche Plattform aus, wahrscheinlich hauptsächlich, um mich selber davon zu überzeugen weiterzumachen, aber nach einiger Zeit beschloß ich, daß es es nicht wert war, noch mehr Geld dafür auszugeben.
9. Das Jahr der sterbenden Geräte.
Mein Fernseher beschloß, er würde den Teil mit dem "Sehen" einfach mal weglassen. Ton ja, Bild nein. Zum Glück hatte ich noch einen kleineren Fernseher, der einspringen konnte, da ich bis jetzt noch keinen Ersatz gefunden habe. Fernsehen ist wichtig für mich, weil ich gerne Hintergrundgeräusch habe, wenn ich an etwas arbeite. Hörbücher sind nicht mein Ding und Musik funktioniert nicht so gut für mich wie Serien, weil ich davon entspannt und schläfrig werde, was ein wenig kontraproduktiv ist.
Meine Therme beschloß, daß es für uns Zeit zum Abschied ist. Sie funktioniert zwar noch, was ein netter Zug von ihr ist, aber nur bis eine neue da ist, wenn ich nicht zu lang warte. Und bis dahin besteht sie darauf, Geräusche zu machen, um sicherzustellen, daß ich auch wirklich nicht zu lang warte.
Ich glaube, sie haben auch beide mit meinem Kühlschrank gesprochen. Er ist noch im Entscheidungsfindungsprozeß und möchte mit seinem Gewerkschaftsvertreter über Rentenoptionen sprechen.
Ich habe den Katzen gesagt, sie sollen sich schon mal Jobs suchen, aber sie haben abgelehnt und gemeint, ich solle ja nicht wagen, die Snackrationen zu kürzen, sonst ...
10. Katzen. Natürlich. Ohne Katzen geht es nicht.
Der Dekan hat sich nicht sehr verändert, er ist immer noch Dr. Jekyll und Mr. Hyde, was ungemein unterhaltsam, ungemein nervig oder einfach nur entzückend sein kann.
Andererseits hat sich Gundel im letzten Jahr etwas verändert. Da sie als Streunerin zu mir kam, kenne ich ihr Alter nicht, wenn aber die Einschätzung meiner Tierärztin stimmt, wäre sie jetzt ungefähr 11.
Nachdem wir Ponder verloren hatten, kurz bevor die Pandemie begann, wurde sie ein bißchen faul. Wir waren allein, ich bediente sie von vorne bis hinten und sie genoß es zu schmusen und zu schlafen, mir beim Homeoffice zuzusehen - was neu für sie war, den Mensch den ganzen Tag um sich herum zu haben - und klar zur Königin des Hauses zu werden.
Nach einer Weile wollte sie die Königin nicht mehr mein Kissen teilen, aber sie gewährte mir gnädig Audienzen, wenn ihr danach war, und kuschelte sich an mein Bein. Außerdem stellte sie das Apportieren von Bällen ein, wahrscheinlich war es ihr nicht würdevoll genug.
Das war, bevor der Dekan einzog, aber mit ihm in der Nähe schätzte sie ihr eigenes Kissen sogar noch mehr und zog sich oft schnell zurück, wenn er sie ansprang. Bei einem solchen Rückzug vom Kleiderschrank herunter verletzte sie sich das erste Knie, und als das besser geworden war, ging sie hin und verletzte sich das andere Knie (beide an den Hinterbeinen). Das war schlimmer, sie humpelte böse und verließ ihr Kissen praktisch nur noch für das Katzenklo. Ja, ich verwöhnte sie sogar noch mehr als vorher. Es dauerte Monate, bevor es wieder richtig gut wurde, obwohl ich mir jetzt nicht mehr so sicher bin, ob sie es teilweise vortäuschte, weil sie so gerne verwöhnt wurde.
Gerade jetzt kann ich sie hören, wie sie einen Ball herumkickt. Ich erinnere mich, wie sehr es mich überraschte, dieses Jahr ein solches Geräusch mitten in der Nacht zu hören. Mein Mädchen hatte wieder angefangen zu spielen! Nicht so sehr mit mir, sie zieht einsame Spielsitzungen in der Nacht vor. Tatsächlich wurde sie allgemein aktiver - der Weihnachtsbaum könnte die ein oder andere Geschichte davon erzählen - und offensichtlich hat der Dekan ihr außerdem beigebracht, nicht mehr ganz so Lady zu sein, weil sie jetzt nicht mehr nur versucht, mich fürs Frühstück wachzustarren, stattdessen zerrt sie an meinen Haaren und hält sich dabei nicht zurück! Sie hat sogar angefangen, wieder mehr zu reden.
Der Höhepunkt kam allerdings am Valentinstag. Gundel ist keine Schoßkatze, aber an diesem Tag, völlig aus dem Blauen heraus, saß sie auf meiner Brust und dann legte sie sich hin und blieb zwei Stunden lang. Es gibt besondere Momente mit meinen Tieren, die ich sehr schätze, und das ist einer davon. Sie hatte das in sieben Jahren nie getan.
Und stellt euch vor, als ich diesen Post fertig hatte und das Laptop zuklappte, kam sie zu mir und setzte sich eine Viertelstunde auf meine Brust, um sich streicheln zu lassen. Denkt ihr, sie wußte, worüber ich geschrieben hatte?
Wow, ich habe es tatsächlich auf zehn gebracht.
Tut mir leid, daß der Post so lang ist, das hatte ich nicht erwartet.
Danke, falls ihr es bis hierher geschafft habt!