Freitag, 1. August 2025

Der Hofnarr

"Der Wein mit der Pille ist in dem Becher mit dem Fächer; der Pokal mit dem Portal hat den Wein gut und rein!"
"Der Wein mit der Pille ist in dem Kelch mit dem Elch; der Becher mit dem Fächer hat den Wein gut und rein!"

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den "Summer of Angela (Lansbury)", diesmal mit einem meiner absoluten Lieblingsfilme, "Der Hofnarr" von 1955 mit Danny Kaye, Glynis Jones, Basil Rathbone, und natürlich Angela Lansbury.

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Hier ist die Handlung (mit Spoilern). Ich entschuldige mich jetzt schon, denn es ist eine Menge Handlung mit einer Menge Wendungen und das kann ziemlich verwirrend zu lesen sein. Ich hätte es wirklich, wirklich kurz machen können oder, nun ja, so wie ich es eben gemacht habe.

Hubert Hawkins ist ein Jahrmarktsunterhalter in der Rebellenband des Schwarzen Fuchses, die den kleinen König von England beschützt, nachdem Roderich der Tyrann die königliche Familie töten lassen und den Thron übernommen hat. Er würde gern am Kampf teilnehmen und bietet an, daß statt seiner eine Gruppe kleiner Akrobaten für Unterhaltung sorgt, aber das lehnt der Schwarze Fuchs ab. 
Stattdessen sollen sich er und Jungfer Jean verkleiden, um das Baby in Sicherheit bringen. Als sie während einer stürmischen Nacht Unterschlupf suchen, zeigen sie sich ihre gegenseitige Zuneigung, aber zunächst muß der Thronräuber besiegt werden.
Dann lernen sie den neuen Hofnarren des Königs kennen, Giacomo. Jean nutzt die Gelegenheit, Zugang zum Schloß zu bekommen, indem sie Giacomo niederschlägt und Hawkins anweist, für ihn zu übernehmen, während sie den Erben an einen sicheren Ort bringt. Es gibt einen Geheimgang vom Schloß in den Wald, wenn Hawkins es also schafft, an den Schlüssel zu kommen, können die Rebellen das Schloß übernehmen. Im Schloß ist schon ein Mann, der zwar nicht selber den Schlüssel besorgen, aber Hawkins helfen kann.

Leider wissen sie nicht, daß Giacomo auch ein Meuchelmörder ist, den die rechte Hand des Königs, Lord Ravenhurst, angeheuert hat, damit er drei der Lords am Hofe tötet und so verhindert, daß der König eine Allianz mit Sir Griswold im Tausch gegen die Hand seiner Tochter Gwendolyn anstrebt.
Außerdem wird Jean von den Männern des Königs aufgehalten, die die schönsten Frauen im Land zusammensuchen, um sie an den Hof zu bringen. Glücklicherweise kann ihr Mann im Schloß, Fergus, das Baby verstecken.

Gwendolyn weigert sich, einen solchen Grobian zu heiraten, weil ihr ihre Magd Griselda, die Hexe des Schlosses, einen schneidigen Mann versprochen hat. Verzweifelt, weil Gwendolyn damit droht, zu sterben und sie mit sich in den Tod zu nehmen, wenn sie Griswold heiraten muß, erzählt Griselda der Prinzessin, daß Hawkins, der soeben angekommen ist, ihr Liebster sein wird.

Von da an geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Ravenhurst denkt natürlich, daß Hawkins Giacomo ist, und wegen eines Mißverständnisses denkt Hawkins, Ravenhurst sei der Rebell anstatt Fergus.
Dann belegt Griselda ihn mit einem hypnotischen Zauber, um aus ihm den schneidigen Liebhaber zu machen, ein Fingerschnipsen wird den Zauber an- und ausschalten. Auf seinem Weg zur Prinzessin begegnet er Jean, der es gelungen ist, den Schlüssel zu stehlen. Er erkennt sie nicht, sie steckt ihm aber den Schlüssel zu. Der König, der Hawkins gebeten hat, ihm eine der jungen Frauen auszusuchen, denkt, er hätte Jean für ihn ausgewählt.
Hawkins umgarnt Gwendolyn, die ihm für ihre gemeinsame Flucht den Schlüssel abnimmt, dann findet ihn jedoch der König und nimmt ihn ihr weg. Hawkins empfängt auch Befehle von Ravenhurst. Nachdem er vom Zauber befreit ist, vergißt er jedoch alles.

Auf Jeans Geheiß bringt Fergus den Korb mit dem Baby zu Hawkins, kurz bevor dieser vor dem König auftreten soll. Mit seinem Auftritt gelingt es ihm, das Publikum von dem Korb abzulenken und Jean kann das Baby wieder in Sicherheit bringen.
Griselda vergiftet die drei Lords, sodaß Ravenhurst denkt, Hawkins habe seinen Auftrag ausgeführt.
Als aber Griswold eintrifft, sagt Gwendolyn, daß sie den Hofnarren liebt, und Hawkins wird verhaftet. Außerdem erklärt Ravenhursts Agent diesem, daß das nicht der echte Giacomo ist.
Ravenhurst schlußfolgert, daß Hawkins der Schwarze Fuchs sein muß, also schlägt er dem König vor, ihn schnell zum Ritter zu schlagen, damit Griswold ihn auf Leben und Tod fordern kann, scheinbar damit die Prinzessin Griswold heiraten muß, tatsächlich aber, damit der Schwarze Fuchs diesen tötet.

Jean stiehlt den Schlüssel wieder zurück und gibt ihn Fergus, der es schafft, ihn mit einer Taube zu den Rebellen zu schicken, bevor er getötet wird.
Hawkins wird in einer überstürzten Zeremonie zum Ritter geschlagen (eine meiner Lieblingsszenen, leider habe ich das Video nur auf Englisch gefunden, aber ich zitiere sowieso am liebsten "yea verily yea", als Kind hatte ich immer "Beverly" verstanden 
😆). Jean sagt, er solle das Duell akzeptieren, da der Schwarze Fuchs kommen und an seiner Statt kämpfen würde. Dieser Plan wird vereitelt, als ein Teil des geheimen Gangs einbricht und keiner mehr hindurchkommen kann - keiner?



Auf jeden Fall muß Hawkins das Duell selber austragen, aber Griselda, erneut von Gwendolyn bedroht, meint, sie habe Griswolds Trunk vergiftet, und sagt ihm, wie er den vergifteten Becher erkennt. Gerade als er sich den Vers gemerkt hat, zerbricht einer der Becher und der Vers ändert sich.
Dabei werden sie jedoch von einem von Griswolds Männern gehört, also versuchen nun beide Duellanten, sich den sicheren Trunk zu nehmen. Der König wird dessen überdrüssig und befiehlt, den Kampf auf Leben und Tod sofort zu beginnen.



Da Hawkins' Rüstung von einem Blitz getroffen wird, ist sie magnetisch, so wird Griswold von seinem Pferd gezogen, als sein Dreschflegel an Hawkins' Schild festhängt.
Ravenhurst verkündet, daß er der Schwarze Fuchs sei, und Jean und er werden als Verräter vor den König gezerrt und auch der Korb mit dem Baby wird hereingebracht.
Der Schwarze Fuchs hat jedoch Hawkins' akrobatische Freunde zusammengerufen, die Kleinwüchsigen, denen es gelungen ist, durch den Geheimgang zu kommen, während die Rebellen über die Küstenstraße kommen und das Schloß als Mönche verkleidet betreten.

Hawkins und Ravenhurst beginnen einen Fechtkampf, als Hawkins kurz davor ist, diesen zu verlieren, hypnotisiert ihn Griselda wieder. Am End schaffen er und Jean es mit der Hilfe zweier Akrobaten, Ravenhurst ins Meer zu katapultieren.

Als Griswold eintrifft, um von den Rebellen die Freilassung des Königs zu fordern, zeigt Hawkins ihm und dem Hof das Geburtsmal des wahren Erben, die purpurne Blume auf dem Po des Babys.
Der Kampf ist gewonnen und auch Hawkins und Jean bekommen ihr Happy End.

Ich liebe diesen Film schon so weit ich zurückdenken kann.
Gewöhnlich bin ich kein großer Fan von Filmen, die keine echten Musicals sind, in denen aber Lieder vorkommen, aber die hier gefallen mir.

Es ist nicht schwer zu erkennen, daß diese eine Parodie, aber auch ein bißchen eine Hommage an die beliebten Mantel- und Degenfilme ist. Natürlich denkt man beim Schwarzen Fuchs und seinen Rebellen sofort an Robin Hood und seine fröhlichen Mannen. Der Unterschied ist, daß diese Geschichte aus der Sicht von Hawkins erzählt wird, einem unwahrscheinlichen Helden mit einer unwahrscheinlichen Liebesgeschichte.
Ich mochte den Schwarzen Fuchs nie, weil ich fand, daß er etwas herablassend zu Hawkins war. Es stimmt schon, Hawkins ist nicht in der Kampfeskunst geübt, er ist ein Unterhalter, aber er beweist, daß er für die gute Sache tapfer sein kann, und am Ende ist es diese Mischung - und etwas Zauberei und viel Glück -, die dabei hilft, den Thron für den rechtmäßigen Erben zurückzugewinnen.

Wäre dies ein Robin Hood-Film, wäre Hawkins Alan-A-Dale, aber wer wäre die Jungfer Marian?
Abhängig von der Version war Jungfer Marian entweder am Hof - das wäre dann Prinzessin Gwendolyn - oder sie liebte bei den fröhlichen Mannen - das wäre dann Jungfer Jean.
Gwendolyn ist aber keine Marian. Sie ist die Tochter des Thronräubers und eine verwöhnte und selbstsüchtige junge Dame. Ich finde, Angela Lansbury hat diese Rolle wunderbar gespielt, wie sie so die Wünsche ihres Vater ignorierte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, oder wie sie Griselda, der Hexe, drohte, ohne zu zögern, damit sie das tat, was sie verlangte (sie ist außerdem schlau genug, ihr nicht in die Augen zu schauen). Man fragt sich, was unter dem neuen König wohl mit Gwendolyn geschehen wäre.
Tatsächlich habe ich mich jedes Mal gefragt, wer wohl die Regentschaft übernommen hätte, bis das Baby alt genug gewesen wäre. So funktioniert mein Gehirn einfach. Ich schweife ab, tut mir leid.
Jungfer Jean ist auch nicht wirklich Marian. Sie ist Hauptmann in der Rebellenbande und möchte den wahren König auf dem Thron sehen, wobei sie bereit ist, ihre persönlichen Gefühle hintanzustellen, bis das Ziel erreicht ist. sie ist außerdem klug und mutig. Ihre Liebesgeschichte ist allerdings nicht mit dem Bandenführer. Stattdessen liebt sie Hawkins, obwohl er noch gar nicht gezeigt hat, wie mutig er tatsächlich ist, das ist wirklich süß.

Nun, und Basil Rathbone ist ein wundervoller Schurke als Ravenhurst und macht sich hiermit praktisch über seine Rollen vor dieser lustig, wie zum Beispiel der als König Johns Guy of Gisbourne.

Es läßt sich nicht leugnen, daß dies Danny Kayes Film ist, auf einige seiner vielen Talente zugeschnitten (ich sage einige, weil sie weit über das Schauspielern, Singen und Tanzen hinausgingen!), von denen eins sein Können im Wortspiel und im Aufsagen von Zungenbrechern im Blitztempo waren
, aber auch Slapstick und Pantomime.
Ich liebte die Idee vom Hypnosezauber, der Kaye die Gelegenheit gab, binnen Sekunden von einem Charakter in den nächsten zu wechseln, und das zeigt sich nirgends besser als im Fechtkampf zwischen Hawkins und Ravenhurst.
Basil Rathbone, der der beste Fechter in Hollywood war, war von Danny Kayes Fechtkünsten nach einem Training von nur ein paar Wochen begeistert (trotzdem gab es für einige Teile des Kampfes ein Stuntdouble für Rathbone, der wahrscheinliche Grund dafür wird in diesem interessanten Video (auf Englisch) erklärt.
Da Hawkins während des Kampfes teilweise unter dem Zauber steht, der jedoch an- und abgeschaltet wird, ist es eine Mischung aus geübtem Fechten und wildem Herumwedeln, um am Leben zu bleiben - absolut köstlich!

Ich war schon immer ein großer Fan der Robin Hood-Legende, einmal dank eines Buches, das wir hatten, aber auch dank meiner ersten Fernsehbegegnung damit, das waren "Die Abenteuer von Robin Hood" mit Richard Greene (wenn ich so drüber nachdenke, müßte ich da mal wieder reinschauen) und natürlich "Robin Hood - König der Vagabunden" mit Errol Flynn. Da ich oft ein Fan des Underdogs in einem Film bin, war "Der Hofnarr" die perfekte Kombination für mich.
Ich liebte die Sets, die strahlenden Farben, die wunderschönen Kostüme für Frauen wie Männer, den Spaß und sogar die Lieder.
Tatsächlich liebte ich den Film so sehr, daß ich ihn vor fast 20 Jahren aus den USA bestellte, weil er damals in Deutschland nicht verfügbar war. Auf seltsame Weise ist diese DVD dann verschwunden, aber zum Glück war sie inzwischen auch in Deutschlang herausgekommen (ich liebe den Film auf Englisch und auf Deutsch).

Nicht jeder war so begeistert, wie ich es von Anfang an war. "Der Hofnarr" bekam zwar durchaus gute Kritiken, war aber an den Kinokassen ein Flop. Der Film war (dank Sets und Kostümen) die teuerste Komödie gewesen, die bis dahin gedreht wurde, spielte aber nur die Hälfte des Geldes wieder ein.
Im Laufe der Jahre wurde daraus aber einer dieser Kultklassiker, die Leute immer wieder anschauen wollen - ich, ich! - und aus den sie gern zitieren.

Falls ihr diesen Film also noch nicht kennen solltet, probiert es einfach mal. Ihr könntet leicht positiv überrascht werden, daß ein 70 Jahre alter Film soviel Spaß machen kann!
Ich selber werde seiner jedenfalls nie müde werden.

Donnerstag, 31. Juli 2025

Stummfilme - Ein Mädel mit Tempo

Letzte Woche war sehr dramatisch, also ist es diese Woche wieder Zeit für ein bißchen Spaß, aber nicht so kurz wie beim letzten Mal.
Interessant ist, daß ich dank einer Kritik zum Film der letzten Woche auf diesen Film hier gestoßen bin, aber dazu kommen wir später.
Ich stelle vor - "Ein Mädel mit Tempo" von 1928.

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Erstmal die Handlung (mit Spoilern):

Dies sind die Harringtons. Wir haben den Vater, der sich damit schwertut, sich der befehlshaberischen Mutter gegenüber zu behaupten, und wir haben zwei Töchter, Grace, die ältere, und Pat(ricia), die jüngere.
Grace wird von der Mutter immer bevorzugt, und obwohl der Vater auf Pats Seite ist und ihr manchmal zu helfen versucht, gewinnt Pat nie. Um es noch schlimmer zu machen, ist sie hoffnungslos in Graces Verehrer Tony verliebt, was für jeden außer ihm offensichtlich ist.
Bei einem Dinner im Jachtclub fällt Grace dem örtlichen Playboy Billy auf. Er bezaubert sie, bis das Dinner mit ihm in seinem Schnellboot verläßt. Pat sieht ihre Chance, Tonys Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie fragt ihn nach Vorschlägen bezüglich eines Mannes, in den sie verliebt ist. Tony, der immer noch nicht kapiert, daß er besagter Mann ist, rät ihr, Persönlichkeit zu entwickeln und ihn so anzuziehen.
Mit der Hilfe von Büchern übt Pat Witzeleien, die ihre Mutter und Schwester davon überzeugen, daß sie verrückt geworden ist, ihr Vater aber meint, sie solle damit weitermachen.
Tony ist wegen Grace und Billy verärgert und wendet seine Aufmerksamkeit Pat zu, woraufhin Grace beschließt, daß sie doch Tony haben will.
Also hecken Pat und ihr Vater einen Plan aus, in dem Pat in Billys Haus geht und dann einen Angriff vortäuscht, damit Tony kommt und sie rettet. Billy ist jedoch so verkatert, daß er sie nicht mal bemerkt, egal was sie versucht.
Pat arrangiert alles so, daß es nach einem Kampf aussieht, schließt sich in Billys Schlafzimmer ein und ruft Tony an. Der Plan geht nach hinten los, als Tony sie abholt und dafür rügt, überhaupt allein zum Haus eines Mannes wie Billy gegangen zu sein. Seien wir ehrlich, der Plan war richtig dämlich und auch Billy gegenüber nicht fair.
Sie so am Boden zu sehen bewirkt, daß der Vater sich endlich ein Herz nimmt und die Mutter und Grace dafür tadelt, wie sie sich Pat und ihm gegenüber benehmen. Um sie zu erschrecken, verkündet er, daß er gehen wird und versteckt sich eine Weile draußen in den Büschen, bis Ma bereit ist, ihm zu versprechen, daß sie sich benehmen wird.
Am Schluß kommt Tony zurück und verlangt von Pat zu wissen, ob Billy der Mann ist, über den sie gesprochen hatte, und sie gesteht, daß es nicht Billy ist, sondern er. Sie küssen sich.


"Ein Mädel mit Tempo" ist eine Verfilmung der erfolgreichen Broadway-Komödie von Barry Conners, von der es zwischen 1925 und 1926 245 Aufführungen gab.

Die Handlung selber ist hier aber gar nicht so wichtig. Ich mochte einfach die Darstellung von Marion Davies sowas von gern. Ich hatte vorher noch nie von ihr gehört (nicht überraschend, denn es gibt natürlich soviele Leute aus der Stummfilmära, die ich nicht kenne) und wußte nicht, daß sie zwischen Drama und Komödie wechselte.
Dafür gab es einen Grund. Davies war die Geliebte des Zeitungsverlegers William Randolph Hearst - 35 Jahre lang bis zu seinem Tod - und Hearst wollte sie gern in großen dramatischen und epischen Filmen sehen (obwohl ich Kritiken gelesen habe, in denen stand, daß Davies auch ohne die Unterstützung von Hearst ein Star geworden wäre).
Regisseur King Vidor sagte, er habe Davies privat als sehr witzige Person erlebt, die zum Beispiel ihre Freunde mit Imitationen von Kollegen unterhielt. Er war nicht wild darauf, mit ihr an einem ihrer übliche Filme zu arbeiten.

Es war die richtige Entscheidung. Davies war tatsächlich sehr lustig in diesem Film, sehr gut auch vom Rest der Besetzung unterstützt.
Für Marie Dressler und Dell Henderson, die Ma und Pa spielten, war "Ein Mädel mit Tempo", ein Comeback nach jahrelanger Abwesenheit von der Leinwand. Es war toll, wie ich tatsächlich vor allem Ma in manchen Szenen zu hören glaubte 
🤣

Obwohl mich der ganze Film zum Lachen brachte, fand ich die folgende Szene am witzigsten.
Als Pat in Billys Haus ist (ein schrecklicher Plan übrigens und ihm gegenüber nicht sehr fair), schaut sie sich die Bilder seiner Lieblingsschauspielerinnen an, die herumstehen. Um ihn in seinem verkaterten Zustand auf sich aufmerksam zu machen, imitiert sie alle drei und ist dabei wirklich zum Schießen.

Die erste ist Mae Murray, die wegen der Art und Weise, wie sie ihren Lippenstift trug, auch "Das Mädchen mit den Bienenstich-Lippen" genannt.


Die zweite ist Lillian Gish aus dem Film von letzter Woche.
In einem Blog wird diese Spöttelei erwähnt und so fand ich dann diesen Film.
Obwohl ich bis jetzt erst einen von Gishs Filmen gesehen habe, sah das für mich echt gut aus.


Die letzte ist Pola Negri.


Das Filmende fand ich allerdings etwas gehetzt. Es ist schön, daß der Vater seine Chance bekommen hat, aber zwischen Pat und Tony ist nicht mehr soviel los. Trotz des Kusses war das etwas enttäuschend.

Das war wahrscheinlich bis jetzt mein Film mit den meisten Zwischentiteln. Es gab eine Menge davon und zeitweise stört das den Fluß im Film ein bißchen, aber eine Menge der Zwischentitel waren recht witzig, also kamen sie wahrscheinlich aus dem Stück und sie wollten sie nicht rausnehmen.
Die Witzeleien brachten mich echt zum Lachen, nicht weil sie extrem geistreich waren, sondern weil sie geradewegs von Facebook oder anderen sozialen Medien hätten kommen können.
"Weine nicht über verschüttete Milch - da ist schon genug Wasser drin." "Was ist ein Hot Dog? Ein Hamburger in Strumpfhosen." "Gäbe es den Regen nicht, gäbe es auch kein Heu, das man machen kann, wenn die Sonne scheint."
Oh, wie weit wir in fast 100 Jahren gekommen sind.

Ich habe den Film auf YouTube angeschaut. Der Besitzer des Kanals schrieb folgendes: "Ein weiterer liebenswerter Stummfilm auf YouTube hochgeladen, mit einem großartigen Katalog an tollen Jazzmelodien von vor 1929 ..." und ich muß sagen, daß die wirklich gut dazugepaßt und zum Spaß des Films beigetragen haben.
Der geht auf jeden Fall auf meine Wiederholungsliste!



Quellen:

1. Fritzi Kramer: The Patsy (1928) - A silent film review. Auf: Movies Silently, April 30, 2015
2. The Patsy (1928). Auf: Obscure Hollywood
3. Thomas Gladysz: The Patsy. Essay. Auf: Silent San Francisco Film Festival 2013
4. David Kiehn: The Patsy. Essay. Auf: Silent San Francisco Film Festival 2008


Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Dienstag, 29. Juli 2025

Aus meinem Kinderbuchschrank - Firma Zaubermeister & Co.

Ich weiß nicht, ob es in eurer Familie dasselbe war, aber manche Bücher schienen einfach schon immer da zu sein.
Das Buch, über das ich heute sprechen will, war eins davon, was mir eine Überraschung bescherte, als ich mein Exemplar herauszog, weil das jedenfalls nicht das Familienexemplar war, und nicht nur weil ein Aufkleber mit einem fremden Namen drin ist. Ich meine mich zu erinnern, daß unseres viel abgegriffener aussah, wahrscheinlich keine Überraschung in einer großen Familie.



Es ist Sid Fleischmans erstes Kinderbuch "Firma Zaubermeister & Co." über einen reisenden Zauberer und seine Familie, und erst als ich als Erwachsene eines seiner anderen Bücher fand, wurde mir bewußt, wieviel mehr er geschrieben hatte, nicht nur Kinderbücher, sondern auch Drehbücher, Erwachsenenromane wie Detektiv- oder Abenteuergeschichten und Bücher über das Zaubern.

Ich weiß, daß ich dieses Buch als Kind geliebt habe, habe es aber schon ewig nicht mehr gelesen, wer weiß also, ob die Magie noch da ist (Wortwitz beabsichtigt!). Finden wir es gemeinsam heraus.

Die Firma Zaubermeister & Co. - das ist die Familie Hackett mit dem Vater Andrew Perkins Hackett, Mama, ähm, deren Name niemals erwähnt wird, und den Kindern Jane, Paul und Anne.
Dazu gehören noch Hokus und Pokus, die Pferde, die den Planwagen ziehen, und Madam Zuckererbse, die Kuh, die die Reisegeschwindigkeit vorgibt, und ein paar Kaninchen.
Die Geschichte spielt 1884 und erzählt von der Reise der Hacketts durch das Land. Ihr Ziel ist San Diego, wo sie endlich seßhaft werden wollen.

Auf ihren Reisen von Stadt zu Stadt unterhalten sie die Leute mit ihrer Zauberschau, in der jeder von ihnen eine eigene Rolle spielt, der Vater als Zaubermeister, bei dem ein Huhn Milch gibt, der Kaninchen aus Hüten zieht und mit der Laterna Magica Bilder zeigt, die Mutter am Klavier, Jane als die schlafende Prinzessin, die in der Luft schwebt, Paul als der allwissende Sphinx, und Anne ist die lebende Puppe im verzauberten Puppenhaus.

Es gibt aber noch mehr in ihrem Leben. Die Mutter, die früher Lehrerin war, gibt ihnen Unterricht, aber sie haben auch Abenteuer.
Sie haben eine Begegnung mit dem mürrischen Jeb Grimes, dessen Hund sie gefunden haben, für den der Vater seine goldene Uhr hergibt. Er ist so schlau, daß sie ihn in "Professor" umbenennen und er bekommt sogar seinen eigenen Auftritt in der Schau, weil er es liebt, Seil zu springen.
Sie helfen einem Sheriff dabei, den Dieb namens Western Jim (the Badlands Kid im Original), der Grimes' Gold gestohlen hat, zu fangen.
Sie fahren auf einem Hochrad, als sie einen wandernden Zeitungsmann und seine Familie treffen, die unterwegs sind, um eine neue Stadt zu gründen.
Sie benutzen die Laterna Magica, um Pferdediebe zu verjagen (dazu später noch mehr).
Der Vater führt ein paar Farmarbeiter hinters Licht, die einen Richter eingesperrt haben, nachdem er einen ihrer Freunde wegen Viehdiebstahls zu Gefängnis verurteilt hat.


Und dann gibt es da natürlich noch den Abakadabratag (was meiner Meinung nach natürlich Abrakadabratag heißen muß, wie es auch im Original steht!).
Das ist der geheime Familienfeiertag. Da die Kinder keine große Gelegenheit dazu bekommen, sich auch mal danebenzubenehmen, bekommen sie alle einen Tag, an dem es ihnen erlaubt ist, sich schlecht zu benehmen oder Streiche zu spielen, ohne daß sie dafür bestraft werden, aber sie dürfen es nicht vorher ankündigen.
Paul löst mit den Füßen den Knoten des Seils, mit dem Madam Zuckererbse an den Wagen gebunden ist.
Jane steckt während einer Schau ihre Haare hoch, obwohl die Mutter meint, sie sei zu jung dafür.
Anne fängt zehn Frösche, die sie während einer Schau freiläßt.

Am Ende schaffen sie es nach Kalifornien. Der Gedanke, nie mehr eine Zauberschau zu präsentieren, macht sie alle traurig, aber andererseits sind sie auch glücklich darüber, seßhaft zu werden. Jane wird Freundinnen für langer als einen Tag haben, Paul wird dem Vater auf der Farm helfen und Anne kann vielleicht die Ballettstunden nehmen, von denen sie geträumt hat.
Dann treffen sie Big Jim Norton. Er plant, ein Theater zu eröffnen und bittet sie, einmal in Monat eine Schau auf die Füße zu stellen und der Vater willigt ein.
"Donner und Doria! Das nenn' ich einen schnellen Handel! Wir könnten das zu einer Art von Familien-Abakadabratag ernennen. Einmal im Monat Magie für alle!"

Dieses Buch ist von 1962 und natürlich wirkt es so auch hier und da.
In einer Stadt gibt es einen "Holzindianer vor dem Tabakladen", was leider noch viel länger nicht ungewöhnlich war, und die oben erwähnten Diebe sind Indianer.
In einer Goodreads-Kritik steht zum Beispiel, daß es andere Bücher gibt, die nicht "Rassismus aufrechterhalten und normalisieren". Um ehrlich zu sein, ich finde, das ist zu weit getrieben. Es heißt, daß die Mutter gute und böse Indianer kennengelernt hat, es gibt keine Schimpfnamen (das Wort "Indianer" wurde zu der Zeit noch benutzt), und sie sind nicht die einzigen, die im Buch eine Bedrohung darstellen.
Was mir persönlich an diesem Teil des Kapitels am unangenehmsten war, war die Illustration, die dazu gehörte.
Ich denke, wenn man das Buch einem Kind vorliest, könnte man diesen Teil entweder überspringen oder ihn für eine kleine Geschichtsstunde nutzen.

Es kommt aber wahrscheinlich auf das Kind an, ob das eine lustige Geschichte ist, die ihm ein wenig über die alten Zeiten erzählt - wie die Erklärung des Zeitungsmanns, daß man eine Stadt gründen kann, indem man zunächst eine Zeitung gründet und dann so Leute anzieht - oder ob es sie für langweilig hält.
Ich finde, es ist immer noch ganz lustig.

Los Angeles Times,
CC BY 4.0, über Wikimedia Commons


Fleischman schrieb das Buch übrigens für seine eigenen Kinder Jane, Paul (der ebenfalls Schriftsteller wurde) und Anne und widmete es ihnen.
In der fünften Klasse beschloß er, Zauberer zu werden. Nach dem Krieg schloß er das College ab und arbeitete als Reporter, dann wurde er Romanschriftsteller, was dazu führte, daß er Drehbuchautor in Hollywood wurde.
Durch das Schreiben von "Firma Zaubermeister & Co." für seine Kinder wurde er Kinderbuchautor, die Magie gab er aber nie komplett auf.
"Sie verstanden nicht, womit ich Geld verdiente. Andere Väter gingen morgens aus dem Haus und kamen am Ende des Tages zurück. Ich war immer im Haus. Ich beschloß das Geheimnis aufzuklären und schrieb ein Buch nur für sie."

Fleischman 
brachte gern Geschichte, Folklore und natürlich die Magie in seinen Büchern ein, aber auch Humor.
Der Sid Fleischman Humor Award, dessen erster Empfänger er war (neben vielen anderen Preisen, die Newbery Medal eingeschlossen), wird jedes Jahr von der Society of Children's Book Writers and Illustrators in seinem Namen vergeben.


Quellen (englischsprachig):

1. Sid Fleischman Website
2. Mr. Mysterious & Company auf Goodreads

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Samstag, 26. Juli 2025

Tod auf dem Nil

Überraschung!
Wie ich gestern gesagt habe, hat Lisa den Film für diese Woche geändert. Ich hatte meinen Post über "Tod im Spiegel" schon geschrieben, aber warum sollte ich nicht noch einen schnellen für "Tod auf dem Nil" schreiben?
Erstmal möchte ich sagen, daß, so wie Margaret Rutherford nicht die Miss Marple der Bücher ist, Peter Ustinov meiner Meinung nach nicht zur Beschreibung von Hercule Poirot in den Büchern paßt. Aber was kann ich sagen? Ich liebe Peter Ustinov (und bin immer noch traurig, daß ich mal die Chance verpaßt habe, ihn live zu sehen)!
Also schaue ich mir "Tod auf dem Nil" tatsächlich jedes Mal an, wenn ich ihn zufällig im Fernsehen erwische, seinetwegen und ein paar der anderen aus der Starbesetzung.


Ich werde versuchen, die Handlung kurz (aber trotzdem mit Spoilern) zu halten, weil die meisten von euch sie wahrscheinlich sowieso schon kennen.

Jackie und Simon sind verlobt. Da Simon einen Job braucht, bittet Jackie ihre Freundin Linnet, eine Erbin, ihn einzustellen. Das tut Linnet, Simon und sie verlieben sich und heiraten. Jackie folgt ihnen auf ihre Hochzeitsreise nach Ägypten und nimmt auch an der Nilkreuzfahrt teil. Eines Abends betrinkt sie sich und schießt Simon ins Bein.
Am nächsten Morgen wird Linnet tot in ihrer Kabine aufgefunden.
Natürlich wird Poirot gebeten, die Ermittlungen unter den vielen Verdächtigen aufzunehmen, die alle einen Grund haben, Linnet zu fürchten oder zu hassen. Die einzigen, die ein Alibi haben, sind Simon, der wegen seiner Verletzung im Bett war, und Jackie, die von einem Arzt an Bord nach der Schießerei Beruhigungsmittel bekommen hatte.
Noch zwei Menschen werden getötet, Linnets Mädchen Louise, die wahrscheinlich versucht hatte, den Täter oder die Täterin zu erpressen, und Mrs. Otterbourne, die erklärt, Louises Mörder gesehen zu haben, aber erschossen wird, bevor sie den Namen sagen kann.
Am Ende holt Poirot alle zusammen, wie er das so gern tut, und enthüllt, daß alles Jackies brillianter Plan war. Sie und Simon waren immer noch ein Paar und wollte nur Linnets Geld haben.
Jackie hatte vorgegeben, auf Simon zu schießen, und dafür gesorgt, daß er lang genug allein war, um Linnet zu töten und sich dann für sein Alibi selber ins Bein zu schießen. Jackie tötete Louise und dann Mrs. Otterbourne.
Jackie gesteht alles und umarmt Simon. Poirot bemerkt zu spät, daß sie sich die Pistole genommen hat, um Simon und sich selber zu erschießen.

Ich gestehe, daß ich den Plan nicht ganz so brilliant fand. Er hing für meinen Geschmack viel zu sehr von Glück und Zufall ab, und wenn ich einen Mordplan aushecken würde, würde ich mich nicht auf Glück verlassen wollen.
Trotzdem mag ich den Film, mit all seinen Schwachpunkten.
Ich stelle euch die Passagiere, ihre Motive und dann meine Meinung zu ihnen vor.

David Niven ist Colonel Race, der Poirot mit der Ermittlung hilft. Er ist an Bord wegen ...

George Kennedy, Linnet's Bevollmächtigtem in den USA, der zu verbergen versucht, daß er Geld unterschlagen hat.

Jane Birkin als das Mädchen wird von Linnet nicht nett behandelt.

Bette Davis als Mrs. Van Schuyler, die ganz scharf auf Linnet's fantastische Perlenkette ist (die fehlt, später aber zurückgebracht wird)...

... und Maggie Smith als ihre Gesellschafterin Miss Bowers, deren Familie von Linnets Vater ruiniert wurde.

Angela Lansbury als die Romanschriftstellerin Salome Otterbourne, die von Linnet wegen eines Buches, das sie über sie geschrieben hat, verklagt worden ist, und Olivia Hussey als ihre Tochter Rosalee.

Jack Warden als Dr. Bessner, der Angst davor hat, als Quacksalber entlarvt zu werden.

Jon Finch als James Fergusson, der alle reichen Leute verachtet (definit das schwächste Motiv, Linnet umzubringen).

Ich mag diesen Film nicht so sehr nur als Whodunit, sondern wegen der Sets, der Kostüme, dem Schauspiel und der Komik.
Die Produktion war üppig, die Szenerie wunderschön, das hilft oft, davon abzulenken, wenn ein Film etwas langsam anläuft, in diesem Fall mit der Vorgeschichte und der Einführung aller Verdächtiger.
Das Schauspiel ist wundervoll.
Ustinov mag nicht völlig dem Bild von Poirot, das ich im Kopf habe (vor allem da ich Suchet kenne), entsprechen, aber ich liebe trotzdem, wie er ihn darstellt.
Niven war sehr englisch und charmant.
Wardens Akzent war gräßlich, aber das ist bei deutschen Akzenten oft so in englischsprachigen Produktionen.
Finch und Hussey kann man ziemlich vergessen, das hat aber mehr mit den Rollen selber als mit dem Schauspiel zu tun. Dasselbe gilt für Kennedy.
Davis und Smith waren großartig miteinander - nicht überraschend - und sie hatten den besten Text. Ich liebe es.
Und keiner soll mir erzählen, daß Lansbury mit ihrer Rolle als betrunkene Schriftstellerin von erotischen "Liebes"romanen keinen Heidenspaß hatte! Eine erste Vorstellung davon bekommt man schon bei ihrer Einführung, als sie mit dem armen Colonel Race Tango tanzt.


Ich sagte, dieser Post würde kurz werden, also ist es das jetzt von mir.
Wenn ihr mehr möchtet, schaut euch Lisas Post an!

Freitag, 25. Juli 2025

Mord im Spiegel

Lisa von Boondock Ramblings hat auf ihrem Blog den Summer of Angela (Lansbury), an dem ich teilnehme, wenn ich kann.
Für heute hatte sie "Mord im Spiegel" nach dem Buch von Agatha Christie ausgesucht, wechselte dann aber zu "Tod auf dem Nil", immer noch Christie, aber natürlich mit Hercule Poirot.


Hier ist die Handlung (mit Spoilern).
St Mary Mead 1953.
Ein Produktionsteam aus Hollywood kommt an, um einen Film über Mary Stuart und Queen Elizabeth I. zu machen, gespielt von zwei rivalisierenden Schauspielerinnen, Marina Gregg, deren Ehemann der Regisseur Jason Rudd ist, und Lola Brewster, deren Mann der Produzent Marty N. Fenn ist.
Marina und Jason haben ein Dorffest organisiert. Auch Miss Marple ist da, verstaucht sich aber unglücklich bei einem Sturz den Knöchel.
Einige der Festhelfer werden ins Haus eingeladen, darunter Heather Babock. Sie erzählt Marina die Geschichte, wie sie sie trotz Krankheit im Krieg auf der Bühne gesehen hat und Marina sogar auf die Wange geküßt hat. Marina bietet ihr einen Cocktail an, der verschüttet wird, also gibt ihr Marina ihren eigenen Drink, der Heather tötet. Alle denken, daß Marina das Opfer sein sollte, um so mehr, als sie ein paar Drohbriefe vorzeigt.

Inspector Craddock, Miss Marples Neffe, versucht herauszufinden, wer der Mörder ist, und natürlich diskutiert er den Fall auch mit seiner Tante, deren Verletzung sie ans Haus fesselt.
Dann wird auch noch Rudds Sekretärin Ella getötet.

Am Schluß geht Miss Marple zum Haus der beiden und entdeckt, daß Marina tot ist. Jason gesteht, sie mit Gift in der heißen Schokolade getötet zu haben, diese ist jedoch unberührt. Es scheint also, als hätte Marina Selbstmord begangen.
Der Grund ist, daß sie sich durch Heathers Kuß mit Röteln angesteckt hatte, eine Krankheit, die recht harmlos ist - außer in einer Schwangerschaft. Marina hatte als Folge davon ein Kind mit einer Hirnschädigung zur Welt gebracht.

Vielleicht fällt euch auf, daß meine Beschreibung der Handlung kürzer als sonst ist.
Ich mache es auch im folgenden kurz ... ich mag den Film nicht. Ich hatte ihn schon vorher gesehen und da gefiel er mir auch nicht. Es war aber schon eine Weile her gewesen und vielleicht hätte ich ja meine Meinung ändern können? Nein, konnte ich nicht.

Wir haben ein Staraufgebot. Neben Liz Taylor und Kim Novak als den rivalisierenden Schauspielerinnen haben wir Rock Hudson als Jason, Tony Curtis als Marty, Geraldine Chaplin als Ella und natürlich Angela Lansbury als Miss Marple.
Die Geschichte war ihrer jedoch nicht wert, auch wenn dieser Film nicht auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren gedreht wurde.
Es gibt ein paar witzige Szenen zwischen Liz Taylor und Kim Novak. Tony Curtis schien mit seinen Szenen auch viel Spaß gehabt zu haben. Meine grundlegende Vorstellung von einer Miss Marple-Geschichte ist aber nicht, sie wegen des Witzes anzuschauen, auch wenn es ein nettes Extra sein kann.
Rock Hudson war recht zurückhaltend und hat nicht viel Eindruck hinterlassen.

Alles in allem zog sich die Geschichte hin und ich dachte "Jetzt kommt doch schon in die Gänge!"
Es war, als treibe man durch wunderschöne Settings - im Dorf, in Miss Marples riesigem (!) Garten bis hin zu den hübschen Zimmern im großen Haus, in dem Marina und Jason wohnen -, von der passenden Musik begleitet, aber war da nicht noch was anderes? Oh, stimmt, es gab doch noch zwei Morde.
Es fehlte die Spannung und die Entwicklung. Hätte Miss Marple sich nicht den Knöchel verstaucht, hätte sie den Fall bestimmt in drei Minuten gelöst gehabt anstatt auf ihren Neffen zu warten, damit er sie über die Verhöre mit allen informierte, da bin ich mir sicher.
Wer weiß, vielleicht hätte sie sogar den zweiten Mord verhindern können. Nicht daß der sehr wichtig zu sein schien, denn der Mord an Ella wurde zum Schluß nicht mal mehr erwähnt. Ich schätze, er war nicht so interessant, wenn man stattdessen die tote Marina sehen konnte, wunderschön auf einer Chaiselongue hindrapiert, mit einer gelben Rose in der Hand.


Was mich aber wirklich nervte, war Miss Marple selber.
Wikipedia zufolge (ich habe den Artikel gefunden, hatte aber keinen Zugriff darauf), sagte der Regisseur Guy Hamilton, daß Margaret Rutherford, die Miss Marple in vier Filmen spielte, "eine göttliche Komikerin war, aber sie war nicht mehr Miss Marple als ... zum Mond zu fliegen
(ich habe absolut keine Ahnung, was das heißen soll). Wir nehmen Miss Christies Miss Marple, eine ernsthaftere Person, eine Klatschtante, ein bißchen ein Snob. Und sie fällt nicht von ihrem Fahrrad in den dörflichen Ententeich.

Ich liebe Rutherford, vielleicht schreibe ich irgendwann einen Post über sie.

Das Problem war, daß Lansbury meiner Meinung nach keine gute Miss Marple war.
Teils lag das bestimmt daran, daß sie gar nicht so oft auftauchte, weil die großen Stars im Mittelpunkt standen (nochmal, ohne daß die Geschichte dazu da war).
Außerdem kam Lansbury nicht annähernd an ein paar der anderen Miss Marples heran (ich bin im Joan Hickson-Team, auch wenn ich nicht alle Folgen mag), sowohl im Aussehen als auch im Verhalten.
Wie sie sie auf alt geschminkt haben, war schrecklich. Ich fragte mich die ganze Zeit, was sie mit ihren Augenbrauen gemacht hatten und warum.
Und dann war da noch das hier ... wer meinte, daß das eine gute Idee sei?



Ich kann nichts über die Unterschiede zwischen Film und Buch sagen, weil ich es nie gelesen habe. Ich weiß, daß Marina im Roman nicht den Namen ihres Mannes angenommen hatte, ihr Name war Gregg, und es war wirklich witzig, daß dieser Name in der deutschen Synchronisation benutzt wurde.

Mein Fazit ist, daß ihr, falls ihr sehen möchtet, wie zwei Stars "Nettigkeiten" austauschen", diese Szenen anschaut und daran Spaß habt, wenn ihr aber einen Miss Marple-Film sehen möchtet, würde ich sagen, ihr laßt diesen hier aus.
Entschuldigt mich nun, während ich mich zurückziehe, um noch etwas länger genervt zu sein 
😂

Donnerstag, 24. Juli 2025

Stummfilme - Stürme

Ich weiß nicht, ob ihr euch je die Quellen am Ende meiner Filmposts anschaut. Falls ihr es tut, ist euch vielleicht schon aufgefallen, daß ich oft Fritzi Kramers Blog "Movies Silently" aufführe. Ich mag, wie sie schreibt, wenn sie also eine Kritik zu einem Film hat, den ich gerade anschaue, dann lese ich sie.
Sie hat außerdem eine Rangliste für Stummfilme auf ihrem Blog, für heute bin ich also direkt zu ihren 5-Sterne-Filmen gegangen und habe "Stürme" von 1928 ausgewählt.
Ich habe ihre Kritik nicht gelesen, bevor ich den Film angeschaut und mir meine eigene Meinung gebildet habe, ich wußte nur, daß sie "Stürme" liebt. Schauen wir mal, ob das mir genauso geht.
Es ist recht passend, daß es im Moment draußen windig ist und meine dünnen kleinen Rolläden klappern. Das ist aber nichts im Vergleich zu "Stürme".

Public Domain über
Wikimedia Commons

Wie gewöhnlich fange ich mit der Handlung an (Spoiler voraus!).

Letty Mason reist von Virginia nach Texas, um bei ihrem Cousin Beverly und seiner Familie auf seiner Farm zu leben. Sogar schon im Zug bemerkt sie den konstant wehenden Wind.
Sie fällt dem Mitpassagier Wirt Roddy auf, der eine Unterhaltung beginnt und ihr sagt, daß der Wind Leute verrückt macht, vor allem Frauen.

Am Bahnhof wird Letty nicht von ihrem Cousin abgeholt, sondern von dessen Nachbarn Lige Hightower und Mr. Sourdough. Letty ist davon und von dem heftigen Wind so schockiert, daß sie zu Wirt zurückrennt, der ihr versichert, daß er gelegentlich bei ihr vorbeischauen wird.
Auf dem Weg erzählt Lige ihr vom Wind, vor allem vom "norther", von dem die amerikanischen Ureinwohner glauben, daß er ein Geisterpferd in den Wolken ist, und der so schlimm ist, daß er die wilden Pferde die Berge hinuntertreibt - ein Bild, das Letty von da an verfolgen wird.



Während Beverly höchst erfreut ist, die Cousine zu sehen und willkommen zu heißen, mit der er wie ein Bruder aufgewachsen ist, ist seine eifersüchtige Frau Cora nicht so glücklich über den Neuankömmling. Als sie alle zusammen essen, merkt man, daß Lige und Sourdough sofort von der schönen Letty hingerissen sind, die sehr fehl am Platz wirkt.
Bei einem Fest erzählen sowohl Lige als auch Sourdough Cora, daß sie vorhaben, Letty einen Heiratsantrag zu machen. Cora ist von dem Gedanken, sie aus dem Haus zu bekommen, begeistert.
Dann kommt auch Wirt vorbei, und als ein Zyklon das Fest unterbricht, müssen sie im Keller Schutz suchen, wo er Letty darum bittet, mit ihm wegzugehen.



Lige und Sourdough machen Letty einen Antrag, sie denkt aber, es sei ein Scherz und lacht sie aus. Cora ist enttäuscht und fordert, daß Letty ihr Haus verläßt, also geht sie zu Wirt, der ihr sagt, daß er zwar schon eine Ehefrau hat, sie aber zur Geliebten nehmen will. Sie geht zu Cora zurück und meint, daß sie nirgends hingehen kann und kein Geld hat, also sagt Cora ihr, daß sie dann Lige oder Sourdough heiraten müssen wird.
Letty heiratet Lige, der überglücklich ist, weil er glaubt, daß sie ihn liebt, aber schnell durch ihre Reaktion auf seinen Kuß enttäuscht wird.


Als er versucht, sie noch heftiger zu küssen, wehrt sie ihn ab und sagt ihm, daß er sie dazu gebracht hat, ihn zu hassen, obwohl sie ihn nicht hassen wollte.
Von dieser Wendung schockiert sagt Lige, daß er sie nie mehr berühren wird, und verspricht, genug Geld zu verdienen, um sie wieder zurück nach Virginia zu schicken.
Das ist einfacher gesagt als getan, denn die Zeiten sind schwer, das Vieh stirbt und die Rancher müssen eine Lösung finden, damit sie nicht verhungern. Als Lige zu dem Treffen gehen will, bittet Letty, die von dem andauernden Wind immer verrückter wird, ihn, sie mitzunehmen, damit sie nicht alleinbleiben muß. Als sie ihr Pferd im Wind nicht kontrollieren kann und auch von Liges Pferd fällt, obwohl sie sich an ihm festklammert, bittet Lige Sourdough, sie nach Hause zu bringen.
Als die Rinderzüchter vom Treffen heimkehren, bei dem sie beschlossen haben, die wilden Pferde, die vor dem "norther" davonlaufen, zusammenzutreiben, um dafür Geld von der Regierung zu bekommen, bringen sie einen Verletzten mit - es ist Wirt. Natürlich ist Letty nicht glücklich darüber, ihn im Haus zu haben.
Nachdem Wirt sich erholt hat, besteht Lige darauf, daß er dabei hilft, die Pferde zusammenzutreiben, er aber schleicht direkt zu Letty zurück, die, schon vor lauter Wind verrückt, in Ohnmacht fällt. Wirt bringt sie zum Bett.
Am nächsten Morgen versucht er Letty zu überreden, daß sie mit ihm geht, sie lehnt jedoch ab. Als er meinte, Lige werde sie beide töten, antwortet sie kalt, daß sie hoffe, das würde er tun. Wirt wird aufdringlich und Letty bedroht ihn mit seiner eigenen Waffe, die er auf dem Tisch liegenlassen hat. Er nimmt sie nicht ernst und greift nach der Waffe, die losgeht und ihn tötet.
Da sie nicht weiß, was sie sonst machen soll, begräbt Letty ihn draußen. 
Der Wind wird immer stärker und Letty wird wahnsinnig davon.

 
Sie sieht, wie der Wind Wirts Leiche aufdeckt.
Als jemand versucht, die Tür zu öffnen, die sie mit einer Schaufel festgestellt hat, bricht sie zusammen, es ist aber Lige, der zurückgekommen ist, worüber sie so glücklich ist, daß sie ihn küßt.
Dann gesteht sie, Wirt getötet zu haben. Lige sieht nach draußen, kann aber keine Leiche sehen, also sagt er ihr, daß der Wind sich darum kümmert, wenn jemand aus gerechtem Grund getötet wird.
Er sagt Letty außerdem, daß er jetzt genug Geld hat, um sie nach Virginia zurückzuschicken, aber zu seiner Freude verkündet Letty, daß sie vor dem Wind keine Angst mehr hat und daß sie ihn liebt und bei ihm bleiben will.


Dies war mein erster Stummfilm mit Lillian Gish, der "First Lady of the Silent Screen" - und ihr letzter (ihre Karriere lief danach jedoch noch lang weiter, allerdings nicht so erfolgreich).
Ich hatte von ihr gehört, aber nicht gewußt, was ich erwarten sollte.

Der Film hat keinen Dialog, aber Toneffekte (erinnert ihr euch an "Sonnenaufgang: Lied von zwei Menschen", der die auch hatte?) Leider konnte ich weder sie noch die Filmmusik von Carl Davis, die empfohlen wurde, anhören, weil ich sie nicht fand. Die Filmmusik, die ich hatte, war improvisierte Musik und Kreischen und ich mußte sie abschalten, weil ich sie nicht ertrug. Das Ensemble mag ja "das Unverständliche und Unbequeme angenommen" haben, aber es war schon unbequem genug für mich, auch ohne Gekreische mit anzuschauen, wie Letty verrückt wurde, vielen Dank auch.
Wie ihr wißt, hat die Musik oft einen großen Anteil daran, ob ich einen Stummfilm mag oder nicht, und den hier komplett stumm anschauen zu müssen, war etwas schwierig, aber dafür konzentrierte ich mehr auf das Schauspiel.

Ich kenne Leute, die ein ernsthaftes Problem mit Wind haben, er macht sie nervös und irritiert sie.
Obwohl Winde hier häufiger auftreten und stärker werden, kommt das nicht an das dauernde Wehen im Film heran, ich kann mir also leicht vorstellen, daß Letty davon, seine Kraft zu spüren und ihn die ganze Zeit zu hören, verfolgt wurde. Da ich selber von Katzenstreu, die überall verteilt wird, verrückt werden kann, kann ich auch sehr gut verstehen, daß es jemanden wahnsinnig macht, wenn überall Sand ist. Es hat mich schon nervös gemacht, das nur anzuschauen.

Letty ist eine süße und zierliche junge Frau, die in eine Umgebung gezwängt wird, in der sie, wie schon erwähnt, völlig fehl am Platz wirkt. Um ehrlich zu sein, bezweifle ich, daß sie überhaupt viel darüber nachgedacht hat, wie es sein würde, sie erzählt Wirt von der "schönen Farm" ihres Cousins - was sie definitiv nicht ist.
Also klammert sie sich an die einzige Person, die ihr zivilisiert erscheint, Wirt, und dann ist es ausgerechnet er, der dieses Vertrauen mißbraucht, was sie letztendlich aber stärker macht.
Gish machte eine ganze Menge Emotionen in dem Film durch und drückt sie mit Augen, Händen und ihrem Körper aus.

Dann ist da andererseits Cora, eine Frau, die hart für ihre Familie arbeitet. Es ist kein Wunder, daß sie kein hübsches kleines Ding im Haus haben will, um das die Männer und ihre Familie wie Motten um ein Licht herumflattern und das vom Bügeln Blasen an ihren zarten Händen bekommt, während Cora zur selben Zeit einen ganzen Stier ausnehmen muß (nicht meine Szene, das kann ich euch sagen).
Vielleicht wäre Cora ja nicht so eifersüchtig, wenn Letty etwas mehr versuchen würde, sich anzupassen.

Lige and Sourdough sind vom ersten Moment an, in dem sie Letty kennenlernen, so hingerissen, daß sie nicht mal darüber nachdenken, daß Letty sie vielleicht nicht ernstnehmen könnte. Besonders Lige ist wie ein Welpe mit einem neuen Ball - Sourdough scheint mehr die komische Einlage zu sein - und das Erwachen, nachdem die Heirat, die ihn so glücklich gemacht hat, nicht so läuft, wie er sich das erhofft hat, ist hart. Es verändert ihn aber auch und macht ihn verantwortungsvoller und fürsorglicher.
Ich verstehe ja, warum Letty sich nicht direkt in Lige verknallt, aber ich verstehe nicht, warum sie Wirt vorziehen sollte. Gut, Lige ist zwar ein ungeschliffener Diamant, was sie erstmal herausfinden muß, aber die Art, wie sich Wirt im Zug an sie heranmacht, iih. Außerdem bin ich oberflächlich genug zu sagen, daß Lige echt gut aussieht.

Es gibt Theorien darüber, ob Wirts Leiche echt ist oder nicht. Ist er überhaupt zurückgekommen oder war das eine Halluzination von Letty? Warum konnte Lige die Leiche nicht sehen?
Ich habe das Buch (noch) nicht gelesen, aber dem zufolge, was ich gelesen habe, ist die Vergewaltigung hier sehr echt - und auch das Ende ist anders.
Gish hatte selber die Idee für die Verfilmung, sie wählte auch den Regisseur Victor Sjoström (in den USA auch als Seastrom bekannt) und den Schauspieler Lars Hansen (Lige) aus, mit denen sie schon zuvor an einem anderen Film gearbeitet hatte.
Ihr zufolge war es geplant gewesen, das Ende des Buchs zu verwenden, so wie sie und Sjoström es wollten. Im Buch wartet Letty darauf, daß Lige heimkommt, nachdem sie Wirt getötet hat. Als er nicht kommt, geht sie zum Sterben in die Wüste. Es wird behauptet, daß MGM fand, ein glückliches Ende würde beim Publikum dann doch besser ankommen.
Mehrere Leute sagen allerdings, daß das tragische Ende niemals gefilmt wurde.
Abgesehen davon, daß ich ein Happy End liebe, finde ich, daß es tatsächlich auch ganz gut funktioniert. Es wäre dramatisch gewesen, wenn Letty in die Wüste gegangen wäre, und hätte wahrscheinlich das Bedürfnis mancher befriedigt, eine Art Strafe für Wirts Tod zu sehen, aber mir gefiel die Vorstellung, daß Letty und Lige gewachsen sind und einen Neubeginn bekommen.

Wird dies mein absoluter Lieblingsstummfilm je werden?
Das denke ich nicht (all der Wind und Sand), aber es ist auf jeden Fall ein Film, den ich zum Anschauen empfehlen würde.



Ausgewählte Quellen:

1. Fritzi Kramer: The Wind (1928) - A Silent Review. Auf: Movies Silently, 3. Februar 2013
2. Fritzi Kramer: Silent Movie Myth: "The Wind" had a happy ending slapped on and is too ... windy. Auf: Movies Silently, 29. April 204
3. Benjamin Schrom: The Wind. Essay. Auf: San Francisco Silent Film Festival. 2009
4. Adrian Danks: Open to the Elements: Surveying the Terrain of Victor Sjoström's The Wind. Auf: Senses of Cinema. Mai 2006


Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

Dienstag, 22. Juli 2025

Nostalgie - Meine Stacey

Es ist nicht das erste Mal, daß ich einen Teil dieser Geschichte erzählt habe, die an Weihnachten begann, aber in einem Post zu etwas anderem und mit einem schrecklichen Bild.
Diese Geschichte führte viele Jahre später zu meiner Sammlung, also denke ich, sie ist es wert, richtig erzählt zu werden.

Heiligabend 1970, ein aufgeregtes kleines Mädchen wartet darauf, daß sich die Wohnzimmertür öffnet.
Mich erwartete ein nagelneuer Puppenwagen und handgenähte Kleider für mein Dickerchen (keine Ahnung, woher der Name kam).

Die kleine Cat war jedoch ein undankbares Kind, muß ich leider sagen. Ihre älteren Schwestern bekamen Mattel-Puppen, und da die kleine Cat schon immer Miniaturen liebte (was sich bis heute nicht geändert hat), war sie fasziniert. Die kleinen Schuhe, die winzigen Knöpfe und Reißverschlüsse ... Cat begann zu nerven, wie das nur eine Fünfjährige kann. Sie ärgerte ihre Schwestern damit, daß sie ihre Puppen anschauen wollte.
Und als sie lange genug genörgelt und wahrscheinlich alle in den Wahnsinn getrieben hatte, bekam sie endlich versprochen, daß sie ihre eigene Mattel-Puppe bekommen würde, sobald die Läden wieder offen hatte - am 27.
Das kann für meine Familie kein Spaß gewesen sein. Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, aber ich bin mir sicher, daß ich nur daran denken konnte, wann endlich der 27. war, und wahrscheinlich wollte ich gleich als erstes morgens losziehen.

Als ich imstande war, Jahre später so richtig darüber nachzudenken, fühlte ich mich deswegen irgendwie schlecht.
Ja, nur irgendwie, denn ich bin immer noch richtig glücklich, daß ich meine Puppe bekam, aber 1. schwammen wir nicht gerade im Geld und 2. muß meine Mutter so enttäuscht über meine Reaktion gewesen sein, nachdem sie diese Puppenkleider selber genäht hatte. Wie hätte sie nicht denken können, daß ich ein verzogenes kleines Gör war? Ich hatte das an ihrer Stelle.

Dennoch nahm sie mich am 27. mit zum Laden und ich bekam meine erste Mattel-Puppe.
Ich habe eine sehr vage Vorstellung von dem Stockwerk des Spielzeugladen, in den wir gingen - den "Fässler" - (Name nach den Erinnerungen meiner Schwester geändert 
😉), aber ich könnte euch nicht sagen, ob ich die Puppe und die zwei Outfits selber aussuchte oder ob meine Mutter das tat. Ich könnte nicht mal sagen, ob meine Schwestern dabei waren und ihren Expertenrat zu dieser Angelegenheit abgaben (es wird irgendwann einen Post geben, in dem es darum geht, wie man zu dieser Zeit zum Experten wurde).
Auf jeden Fall war meine Puppe - ich sollte sagen ist, denn sie ist natürlich noch Teil meiner Sammlung - eine Stacey mit platinblonden Haaren.
Meine Schwester hatte auch eine Stacey, aber mit rotem Haar, und ich hoffe, sie vergibt mir, wenn ich euch erzähle, daß sie stichelte, meine Stacey sei alt, weil sie graue Haare hätte. Geschwister, was?
Ich liebte meine Stacey und ich spielte mit ihr. Dieses arme Mädchen mußte so einiges durchmachen. Eine Fünfjährige hat nicht die Geschicklichkeit, ihre Modepuppe ohne bleibenden Schaden an- und auszuziehen. Ich schätze, das war, warum ich einen Puppenwagen bekommen hatte.

Im Laufe der Jahre wurde Staceys Kopf gelb und ihr Gesicht schwitzt. Das ist nicht meine Schuld, es ist etwas, das einer Menge Vinylpuppen aus der Zeit passiert ist. Ich könnte versuchen, sie restaurieren zu lassen (oder es selber zu probieren), zum Beispiel indem man die Haut bemalt, aber ich denke mir, sie ist eben einfach zusammen mit ihr alt geworden.
Sie war die erste in meiner Sammlung - von der ich nicht wußte, daß ich sie haben würde -, sie wurde als Spielzeug und nicht als Sammlerstück gekauft, und überraschenderweise überlebte sie. Es fühlt sich falsch an, darüber nachzudenken, sie zu verändert, fast als hätte ich eine Schönheits-OP (und auch ich "bemale" meine Haut nicht).

Oh die Geschichten, die diese arme kleine Lady erzählen könnte ...

Ihre kränkliche Gesichtsfarbe ist nicht ihr einziges Problem. Sogar gewaschen wurde ihr Haar nie mehr wie neu.
Da sie jemand *unschuldiges Pfeifen* oft zur Bücherei gehen ließ (die ich in einem Sessel aufgebaut hatte, komplett mit handgemachten Signaturenschildern) und dabei ihre Füße immer zu hart auf dem Boden aufsetzte, verlor sie irgendwann einen halben Fuß.
Vor vielen Jahren nähte meine Schwester (die andere, die eine (aschblonde) Summer Sand TNT Barbie an diesem Weihnachten bekam) ein Abendkleid für sie, aber wegen ihres Fußes kann sie keine Pumps dazu tragen. Stattdessen trägt sie ein Paar vintage weiße lange Schnürstiefel.

Ihr fehlt außerdem ein Finger, er brach ab, weil ich zu oft Armbänder über ihre Hand streifte.
Erinnert ihr euch noch, daß früher die zwei Teile von Kugelschreiben nicht unbedingt direkt zusammengeschraubt wurden? Oft war da noch ein kleiner Metallring dazwischen, in silber oder gold. Es gab ganz dünne und die breiten. Die dünnen konnte man leicht über die Hand bekommen, weil man sie einfach verbiegen konnte und dann bog man sie einfach am Handgelenk wieder hin. Mit den breiteren war das nicht so einfach und wenn man Staceys kleinen Finger oft genaug dabei verbog, dann brach er eben irgendwann einfach ab.

Ein weiteres sehr typisches Problem bei Puppen, mit denen gespielt wurde, waren die Risse im Kopf. Stellt euch ein kleines Mädchen vor, das andauernd den Kopf herunterreißt, um Kleidung oder handgemachte Halsketten anzulegen (jetzt weiß ich, wie man kleine Halsketten mit Haken macht), und ihn dann wieder auf den Hals quetscht, es ist ein Wunder, daß die Risse nicht noch schlimmer sind. Man kann sie zwar kleben, aber ihr kennt ja meine zerbrechliche Verbindung mit Klebstoff.

Stacey war eine songenannte TNT-Puppe - Twist'n'Turn -, was bedeutete, daß sie nicht nur den Kopf hin und her drehen konnte, sondern auch ihre Taille. Sie hatte außerdem knickbare Beine.
Stacey wurde 1968 als Barbies britische Freundin eingeführt, Teil der "britischen Invasion". Sie brachte den Geist von Mary Quant und Londons Carnaby Street mit sich - eine echte "Mod" Puppe.
Es gab sie in zwei Versionen, die beide nur bis 1971 hergestellt wurden, was wirklich schade ist.
Da war einmal die Talking Stacey, die mit britischem Akzent sprach, einen seitlichen Pferdeschwanz und ein Pony hatte, in platinblond oder rot (auch "Copper Penny" genannt).
Die TNT-Puppen hatten ebenfalls blonde or rote Haare. Die 1968 TNT hatte einen Seitenscheitel und kleine Löckchen an Stirn und Seiten, ihr Pferdeschwanz war am Hinterkopf.

Eine wunderschöne platinblonde TNT Stacey von 1968 - kein gelbes Gesicht! -
mit offenem Haar, sie trägt das "Suburban Shopper"-Kleid (#969, 1959 - 1964)
ohne Accessoires und mit blauen Pumps anstatt der weißen offenen Schuhe.

Die TNT von 1969 bis 1971 hatte kurzes Haar mit Seitenscheitel und Außenrollen, wenn mit ihnen aber gespielt wurde und man sie kämmte und abhängig von der Fülle an Haar (das war nicht immer gleich), konnte das eine sehr üppige Frisur ergeben.

"Copper penny" Stacey - ebenfalls mit gelbem, aber nicht schwitzendem
Gesicht -, die "Sleeping Pretty" (#1636, 1965) ohne Accessoires trägt, einer der
offenen Schuhe hat leider seinen Pompom verloren, was nicht ungewöhnlich ist.

Sie lächeln alle und zeigen dabei Zähne, haben eingezogene Wimpern und Rouge auf den Wangen.
Sie sind nicht nur wegen ihrer Schönheit bei Sammlern beliebt, sondern auch, weil sie nicht sehr lang auf dem Markt waren.

Es gab zwei Sears Exclusive Geschenksets für Stacey, "Stripes Are Happening" (#1545, 1968) und "Stacey Nite Lightning (#1591, 1969). Dies sind die einzigen Outfits, in denen ein Stacey-Label eingenäht ist. Sears Exclusives sind wunderschön, für kleine deutsche Mädchen waren sie leider keine Option.
Stacey erschien auch auf mehreren Koffern, entweder allein oder zusammen mit Barbie, einmal auch mit Barbie und Francie.


Quellen (englischsprachig):

1. Sibyl DeWein and Joan Ashabraner: The Collector's Encyclopedia of Barbie Dolls and Collectibles. Paducah, KY, Collector Books, 1994
2. Sarah Sink Eames: Barbie Doll Fashion. Paducah, KY, Collector Books, 1997
3. Vintage Stacey Dolls 1968 - 1971. Auf: Fashion Doll Guide



Stacey/Barbie/Francie ist ein eingetragenes Warenzeichen. Ich bin in keienr Weise mit Mattel verbunden.

P.S. Falls ihr euch Gedanken um meine Babypuppe macht, so ist das nicht nötig. Sie wurde in ihrem neuen Wagen auf Spaziergänge mitgenommen und auch ihre neuen Kleider trug sie. Als sie schließlich kaputtging (sie verlor immer ihre Gliedmaßen, weil das Plastik ausleierte), erbte mein Teddy, der ungefähr die gleiche Größe hat, den für ihn geeigneten Teil der Kleidung.
Ok, das ist natürlich kein Grund, sich wie ein verwöhntes Gör zu benehmen, aber ich habe mich im Laufe der Jahre oft genug dafür entschuldigt 
😂