Willkommen zu einem weiteren Kurzfilm, von der Regisseurin und Produzentin Alice Guy-Blaché, einer der ersten Regisseurin der Welt (bitte, auch wenn ihr an Stummfilmen an sich nicht interessiert seid, nicht mal an Filmgeschichte, aber dafür an dem Einfluß, den Frauen hatten - was später oft vergessen oder sogar verleugnet wurde -, schaut euch meinen Blogpost über sie an, denn sie ist eines dieser Beispiele.
Diesen Kurzfilm drehte sie 1913 in ihrem eigenen Studio mit dem Namen Solax.
Er heißt "A House Divided".
Die Handlung ist schnell erzählt (Spoileralarm!)
Gerald und Diana sind beide sehr eifersüchtig. Als sie einander verdächtigen, untreu gewesen zu sein - nur weil Gerald von einem Vertreter mit etwas Parfüm bespritzt wurde und weil bei Diana ein Paar Handschuhe herumliegt, die ein Handwerker zurückgelassen hat - rät ihr Anwalt ihnen zusammenzubleiben, ohne aber miteinander zu sprechen, also fangen sie an, sich Nachrichten zu schreiben.
Während einer Dinnerparty hören sie seltsame Geräusche und Gerald geht nachschauen. Es stellt sich heraus, daß es das Dienstmädchen ist, das seinen Schlüssel vergessen hat und durch das Kellerfenster eingestiegen ist.
Das Paar bricht in Gelächter aus und erklärt sich dann gegenseitig, wie es zu dem Mißverständnis wegen des Parfüms und der Handschuhe gekommen ist. Ihr Anwalt, der ein Freund der Familie und Gast bei der Party ist, ist schockiert zu sehen, wie sie sich umarmen und erinnert sie an die Vereinbarung, aber Gerald zerreißt das Dokument.
Das erste, was die Leute gewöhnlich sagen, wenn ich erwähne, daß ich Stummfilme anschaue, ist, daß sie keinen durchhalten würden. Das ist in Ordnung, ich hatte ja selber nicht erwartet, daß ich es nicht nur schaffen würde, jede Woche einen Stummfilm anzuschauen, sondern auch noch soviel Spaß damit haben würde.
Das zweite, auf das sie hinweisen, ist das überdramatische Schauspiel. Ich dachte früher genauso, aber bisher habe ich davon in den angeschauten Filmen viel weniger gesehen als erwartet.
Dieser Kurzfilm aber ... es ist eine Komödie, das heißt, es ist schon okay, daß alles etwas übertrieben ist, aber die kaugummikauende Sekretärin (ich habe ein Problem damit, Leuten dabei zuzuschauen) und ihre Eigenarten, zum Beispiel wie sie dauernd die Hände auf ihre Hüften legte, waren etwas zuviel für mich.
![]() |
| Ich möchte nur hier fertigwerden und heimgehen. Männer, ehrlich. |
Was ich allerdings wirklich nicht verstehen konnte war, warum Guy-Blaché, die für ihre Besetzung das Schild "Seid natürlich" aufhängte, Gerald das hier durchgehen ließ, was auch immer es ist. Selbst für 1913 war das zuviel und er erinnerte mich manchmal etwas an einen Fisch.
![]() |
| Ihr denkt, er singt zum Klavierspiel mit? Falsch. Das ist, wie Gerald spricht, der Himmel weiß warum. |
Laut Fritzi Kramers Blog dominierten Trennungen auf Probe zu dieser Zeit die Zeitungen, als moderne Methode, Scheidung zu vermeiden.
Ich weiß von geschiedenen Paaren, die noch im selben Haus leben, aber auf unterschiedlichen Stockwerken. Gut für sie, wenn sie das hinbekommen. Zusammenzuwohnen und Nachrichten auszutauschen aber hört sich für mich schon nach einem einfachen Streit sehr unangenehm an, als Trennung auf Probe klingt es jedoch wie eine schreckliche Idee, wenn man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Nicht daß es irgendeinen Zweifel darüber gab, daß diese hier nicht sehr lang andauern würde 😉
Dem Lächeln nach zu urteilen, als Diana ihr die Notizen zeigte, hätte Mutter mir da wohl zugestimmt. Tatsächlich war Mutter meine Lieblingfigur. Sie nahm die Trennung eindeutig nicht ernst.
![]() |
| Oh ihr jungen Leute .... |
Ich fand die Handlung interessant und der Film machte auch Spaß, aber mit etwas weniger dramatischem Spiel wäre er noch besser gewesen. Er war es trotzdem wert, die 13 Minuten zu investieren!
![]() |
| "Ich brauche einen neuen Hut" "Dann brauch' ihn weiter" |
Quelle (englischsprachig):
Fritzi Kramer: A House Divided (1913) - A Silent Film Review. Auf: Movies Silently, 15. Februar 2019
Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.






Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn ihr mögt, was ihr gelesen habt, wenn ihr eine Frage oder zusätzliche Information habt, oder wenn ihr einfach nur Hallo sagen möchtet, tut das bitte! Ich liebe Kommentare und würde gern von euch hören.
Kommentare sind allerdings zum Schutz vor Spammern moderiert, werden also erst nach der Freigabe veröffentlicht.