Dienstag, 18. Juni 2024

Kreative Energie

Wow, es ist schon wieder eine Weile her, aber tatsächlich paßt das ganz gut zum heutigen Thema.

Mein Tank mit kreativer Energie war schon eine Weile zwar nicht leer, aber verschlossen gewesen, könnte man sagen.
Ich habe immer eine Liste von Ideen im Kopf, von denen manche schon seit Monaten existieren oder noch länger, und immer neue kamen dazu.
Das ist nicht neu, ich habe das schon immer so gemacht, und ich schätze mal, daß 90 % davon nie umgesetzt wurden, entweder weil ich gleich wieder sehr schnell vergesse (da ich normalerweise nichts aufschreibe) oder weil etwas Neues meine Aufmerksamkeit erregt (oooh, was Glänzendes) oder weil ich nicht schnell genug herausbekam, wie ich etwas hinbekommen könnte (ich kann ewig herumexperimentieren, wenn ich einmal dabei bin, aber ich kann Dinge auch sehr schnell aufgeben, bevor ich sie überhaupt angefangen habe) oder weil sie in der berüchtigten WIP-Schublade gelandet sind (was tatsächlich das Codewort für Schubladen oder Schränke in der ganzen Wohnung ist).

Eine ganze Zeit lang hatte ich aber keinerlei Motivation oder Enerige, irgendetwas anzufangen. Nachts lag ich im Bett und dachte mir alle möglichen fantastischen Dinge aus, die zweifelsohne die Handarbeitswelt revolutioniert hätten ;-)
Am nächsten Tag klickte ich mich dann ziellos durch Webseiten oder schaltete beim Fernseher hin und her und dachte, daß ich jetzt echt was anfangen sollte, konnte mich aber meistens nicht dazu aufraffen.
Es ist nicht so, als hätte ich gar nichts gemacht, und wenn ich erst einmal in diesem fast meditativen Zustand war, machte ich auch weiter, aber das war weit entfernt davon, wie ich vorher gearbeitet hatte, und ich hatte keine Ahnung, was los war und ließ mich manchmal echt davon runterziehen.

Vielleicht hätte ich eher erkennen sollen, daß es eine Art Schmuck-Burnout war. Ich schätze, ich war so daran gewöhnt, Schmuck zu machen, daß ich nicht mal bemerkte, daß es mich gerade nicht nur nicht glücklich machte, sondern außerdem meinen Drang, etwas anderes zu machen, unterdrückte, weil ich das Gefühl hatte, ich müsse stattdessen neue Designs machen.
Dazu dann noch eine großzügige Portion Weltschmerz, das hat auch nicht gerade geholfen.

Also beschloß ich, eine meiner sehr aktiven Verkaufsgruppen zu verlassen, die leider schon zu lang nicht mehr erfolgreich für mich war, um etwas von dem Druck loszuwerden und etwas für mich selber zu machen, das schon fast anderthalb Jahre auf meiner Liste stand! Dafür plane ich einen extra Blogpost, weil ich erst noch ein paar Detailbilder machen möchte.
Dann war natürlich noch etwas vollkommen Neues auf meiner Liste, von dem ich euch gern erzählen würde.

Ich bin schon lang von anderen Kunsthandwerken fasziniert. Ich schaue mir gern Videos über Töpfern, Nähen, Weben und mehr an, aber zwei Dinge haben mein Interesse wirklich geweckt - Spinnen und Sticken.
Nun habe/hatte ich zwar Freundinnen, die spinnen - leider nicht in meiner Nähe - aber ich hätte nie gedacht, daß ich es selber mal ausprobieren würde, und nun kämpfe ich immer noch mit Anfänger-Handspindeln, nach Wochen, in denen ich nicht mehr als 12 cm brauchbares Garn produziert habe. Ich fange zu denken, daß das ein Zeichen sein sollte, aber hey, der Dekan genießt es so zu helfen und hat Spaß! Nicht daß es das einfacher machen würde. Noch gebe ich aber nicht auf.

Handsticken ist ein anderes Thema.
In der Grundschule hatten wir etwas wie ein Stickheft. Das war kein Sampler, meiner Erinnerung nach sah es wirklich wie ein Büchlein aus und jede Seite war dazu da, einen bestimmten Stich zu üben. Ich war echt schlecht darin, vielleicht nicht so ungewöhnlich für eine 6- oder 7jährige, aber andererseits führten meine Schulerfahrungen dazu, daß ich lange dachte, ich könnte gar keine Handarbeiten irgendwelcher Art.
Meine zweite Erfahrung mit Sticken kam, nachdem ich in einem Wolleladen gewesen war - ich hatte mit ungefähr 17 das Stricken für mich entdeckt, viel später als all die anderen in meiner Runde - und einem hübschen Tischtuch-Set mit kleinen Veilchen nicht widerstehen konnte. 1 1/2 Veilchen waren mein Limit, meine Schwester machte es schließlich fertig.
Das wars. Ich faßte kein Stickgarn mehr an. Dann, viele, viele Jahre später, entdeckte ich auf einer britischen Webseite Metallfäden - oooh, es glänzt - als ich eigentlich nach einem bestimmten Kalender suchte, und noch später machte eine Freundin ein Kit der RSN-Tutorin Becky Hogg, in das ich mich verliebte, einen kleinen Goldwork-Fuchs. Es dauerte lange, bis ich den Sprung wagte und das Kit selber bestellte, und dann dauerte es noch länger, bis ich endlich damit anfing. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich diese Schachtel aufmachte, die Metallfäden bewunderte, aber zu feige war, es zu probieren.
Vor ein paar Monaten dann schrieb Deana von vuvu_ceramics etwas in einem ihrer Instagram-Posts, das mir wirklich den Tritt versetzte, den ich brauchte. Ich kann mich nicht an die genauen Worte erinnern, aber es ging darum, Dinge einfach anzupacken und Spaß damit zu haben, egal wie sie werden. Das hatte ich schon vorher gehört, aber die Art, in der sie das sagte ... ich kann auch nicht erklären warum, aber ich kommentierte, daß ich mich mit einem Kit, das ich gekauft hatte, schwertäte, weil ich Angst hatte, es zu verderben, und dann meldete sich Lauren (Confesstress) mit ermutigenden Worten und etwas Hilfestellung ... nun, ich fing tatsächlich an, an meinem Kit zu arbeiten.
Ich lüge nicht, wenn ich sage, es war hart. Ich hatte nie zuvor von Couching (Aufnähen von Fäden mit einem zweiten Faden) und Punching von Fäden (das Einnähen und Befestigen auf der Rückseite des Stickstoffs) und Cutwork (das Schneiden von feinen verdrehten Metall"federn", die man dann wie Perlen aufnäht) und Purl und Passing (verschiedene Fäden, keine Ahnung, wie sie auf Deutsch heißen) und all dem auch nur gehört. Außerdem hatte ich nicht erwartet, daß meine Hände so wehtun würden, aber gleichzeitig den Stickrahmen zu halten und zu versuchen, die Metallfäden geformt auf dem Stoff aufzulegen, damit ich sie aufnähen konnte, war wirklich hart für sie. Ich mußte mich dazu zwingen, Pausen zu machen, obwohl ich das nicht immer wollte, weil ich so wild entschlossen war, daß das kein WIP werden würde.
Und ich habe es fertiggemacht. Ist es perfekt? Himmel, nein. Es hat Fehler und Fehler und Fehler, die ich nicht auflisten werde (man sieht sie sowieso). Aber ich habe es fertiggemacht und war darüber sogar glücklicher, als ich es erwartet hätte. Nimm das, Stickheft!!
Tatsächlich gab es einen Fehler, den ich meinte, verstecken zu müssen, statt also das Gesicht nicht zu besticken wie vorgesehen, nähte ich weiße Rocailles in zwei Größen auf, darum guckt mein Füchslein nun etwas schräg, wahrscheinlich aus Überraschung, endlich doch noch das Tageslicht erblickt zu haben.
Zuerst wollte ich Foxy in etwas Gras mit Blumen setzen, aus Perlen oder in einem ehrgeizigen Versuch, noch mehr Stickstiche zu verwenden, die ich nicht wirklich kannte (obwohl jemand, der ungenannt bleiben soll, ein Konvolut mit willkürlich ausgewählten Fadenfarben gekauft haben mag), aber nachdem ich so weit gekommen war, wollte ich den Stoff nicht versauen.
Also habe ich stattdessen - und ich hoffe wirklich, Becky vergibt mir, daß ich das Design geändert habe, wenn auch nur ein klein wenig - kleine und winzige goldene Rocailles rund um Foxy verstreut. Ich nehme an, ich kann einfach nicht ohne Perlen und außerdem liebe es, Techniken zu verbinden.

Und hier ist nun Foxy.
Wenn ihr es bis hierher geschafft habt, vielen Dank für eure Geduld!




Die beiden Bilder sind unter meinen Tageslichtlampen gemacht, aber schaut, wie hübsch Foxy in warmem Licht ist!



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