Freitag, 6. Oktober 2023

Die Katzenmotte

Ich wohne im ersten Stock und habe manchmal kleine nächtliche Gäste am Fenster hinter meinem Bett. Meistens sind es Nachtfalter, aber es sind schon Grashüpfer vorbeigekommen, die wahrscheinlich in den Pflanzen auf der Dachterrasse über mir leben.
Ich kann nie widerstehen, Fotos von meinen Besuchern zu machen, aber es ist nicht einfach, wegen der Spiegelung, wegen meiner kleinen alten Kamera, weil ich keinen Blitz benutzen kann, obwohl es Nacht ist, weil dieses spezielle Fenster definitiv nicht das sauberste im Haus ist (ich hasse es, das Bett verrücken zu müssen), und ein Kater, der hofft, sich einen Weg durch das Glas zu bahnen, um an dieses lustige Spielzeug heranzukommen, hilft auch nicht. Ponder war völlig verrückt nach Besuchern und klopfte dauernd an das Glas, was sie alle erstaunlich wenig störte, manche blieben sogar eine Stunde lang.

Kürzlich kam diese Schönheit vorbei, ließ mich ein paar Bilder machen und flog dann zurück in die Nacht, so als wäre sie extra dafür vorbeigekommen, daß ich sie kurz bewundern konnte.
Ihre Farbe war eine Art geisterhaftes Weiß, sehr hübsch, aber das Licht meiner Leselampe hat das auf dem Bild verändert. Ich freue mich so, daß ich das Schimmern auf den Flügeln ein wenig einfangen konnte.


Kurz danach schickte mir Heather (meine künstlerische Freundin aus Neuseeland, deren Katzenbilder ich für die HeatherCats benutze) ein Bild von einem Instagram-Account. koty_vezde bearbeitet Tierbilder, indem sie ihnen Katzenköpfe oder -gesichter gibt, manchmal mit sehr überraschenden Ergebnissen. Meine Antwort war, daß ich wahrscheinlich ausgeflippt wäre, wenn meine Mottenbesucherin einen Katzenkopf gehabt hätte, und Heather schrieb, daß ich eine Katzenmotte machen sollte.
Ich brauchte keine Sekunde, um zu wissen, daß ich das in der Tat tun würde.
Vor einer Weile hatte ich ein paar großartigen Keramik-Katzenköpfen mit Reißzähnen nicht widerstehen können, obwohl ich da noch gar keine Idee dafür hatte.
Jetzt aber ...

Ich legte direkt los.
Perlenstickerei, offensichtlich.
Ich konnte wgen der Form keine Fassung für den Katzenkopf fädeln, also konnte ich die Öse genauso gut verwednen.
Pailletten für die Flügel, natürlich.
Ein glitzerender "pelziger" Körper, einfach so.

Als erstes malte ich auf, wo der Kopf hin sollte. Er sollte nicht komplett aufgeklebt werden, weil mir die Vorstellung eines Randes um die Ohren herum nicht gefiel, und ich wollte die Ohren aus dem Weg haben, während ich den Körper stickte.
Als nächstes fing ich den Körper an, ich benutzte alte Stäbchenperlen, die mir eine Freundin von einem amerikanischen Flohmarkt mitgebracht hatte, über die ich nichts wußte. Es waren verschiedene und meine erste Wahl war eine Hämatitfarbe, aber meine Nadel paßte durch die meisten davon nicht mal zwei Mal, was sehr nervig war, also gab ich nach ein paar Stichen auf und nahm stattdessen die anderen. Sie sehen schwarz aus, wenn man sie aber im Licht anschaut, haben sie mehr einen dunklen Granatton mit Lüster, wodurch sie wirklich hübsch funkeln. Sie sind nicht regelmäßig, aber ich finde das in diesem Fall gar nicht so schlimm.

Bei den Flügeln entschied ich mich für zwei unterschiedliche Farben, schwarz (glänzend und matt), weil das zu einer etwas gruseligen kleinen Katzenmotte paßt, und cognac, um die Farbe des Kopfes aufzugreifen.
Als ich fertig war, fand ich den Körper etwas zu flach, also ergänzte ich großzügig schwarze Doppelkegelperlen und schwarz-blaue feuerpolierte Kristalle. Das funkelt mal so richtig!

Anschließend wurde der Kopf aufgeklebt, und bei all dem Glanz und Gefunkel, beschloß ich spontan, daß das nicht nur eine Katzenmotte war, sondern eine magische Feenkatzenmotte, die einen kleinen Kopfschmuck brauchte (ich gebe Mabel, meiner Muse, die Schuld dafür, sie setzt mir Sachen in den Kopf).
Und wenn ich schon mal übertrieb, konnte ich auch den kleinen Baumelanhänger nicht widerstehen (übrigens Rocailles in Größe 15, die ich Stück für Stück von einer Kehrschaufel picken mußte, nachdem ein gewisser Kater das Perlenröhrchen auf den Boden warf und der Deckel von allein absprang).
Zu guter Letzt kam hinten Kunstleder drauf und ich machte den Rand. Es war verlocken, völlig durchzudrehen, aber es wäre zuviel gewesen, also mußten es sehr dezente mattschwarze Rocailles werden.

Ich zeige euch mehrere Bilder, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie sehr der Winkel den Farbeffekt verändert und ich habe außerdem ein nicht so tolles Video, um euch das Funkeln zu zeigen.



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