Samstag, 16. Februar 2019

Einfach nur so Samstag - Handgeschriebene Briefe

Letzten September habe ich euch von meinem neuen Logosiegel und ein paar Erinnerungen an mein erstes Siegel und meine Brieffreunde erzählt, und vor ein paar Wochen habe ich erwähnt, daß ich wieder dazu übergegangen bin, einen Füller und Tinte zu benutzen.

Das hatte nicht nur nostalgische Gründe.
Meine Handschrift ist nie schön gewesen. In der Grundschule, als wir noch Schönschreibdiktate machten, schaffte ich nie eine 1, egal wie sehr ich mir Mühe gab. Über die Jahre veränderte sich meine Handschrift. Ich probierte dies und das aus, lehnte meine Buchstaben nach links und nach rechts, ich änderte einzelne Buchstaben hin und her (noch heute sieht mein großes E aus wie das meines ersten Chefs bei der Arbeit, weil ich mochte, wie es aussah, und mein großes M ist amerikanisch angehaucht. Ganz früher gab es sogar mal eine kurze Zeit, in der ich kleine Kringel über meinen "i"s malte, nie aber Herzchen.

Natürlich liebten wir es auch, farbige Tinten auszuprobieren. Ich erinnere mich, daß ich mal mehrere in sehr kleinen Gläschen hatte, aber ich erinnere mich nicht, ob ich sie je benutzt habe oder ob ich sie nur gern anschaute. Auf jeden Fall hatten wir aber Patronen nicht nur in blau und schwarz, sondern lila, türkis, hellblau, grün. Rot war nicht erlaubt, weil die Lehrer das zur Korrektur benutzten ... obwohl es einen Lehrer gab, der grün benutzte, aber er war in mehrerer Hinsicht anders, zum Beispiel trug er Latzhosen in der Schule.
Ein Tagebuch führte ich nicht sehr lange, aber wenn ich es tat, schrieb ich auch das in Tinte.

Als mir mein Bruder einen Füller schenkte, tat ich mich schwer, Farben für die Tinte auszusuchen. Schließlich hielt ich mich an die alten Lieblinge, lila und schwarz, schreibe jedoch zur Zeit nur in lila, was man auch meinem Schreibtisch und manchmal meinen Fingern ansieht. Ist es nicht hübsch?


Tja, meine Handschrift hat sich mit der Zeit nicht verbessert, wofür ich am meisten dem Computer die Schuld gebe. Ich hätte nie gedacht, daß es so anstrenged für meine Hand sein könnte, einen Brief zu schreiben, wenn ich doch früher, wie bereits einmal erwähnt, jeden Tag Zehn-Seiten-Briefe schrieb. Ja, das ist lange her, aber plötzlich waren es schon ein paar Zeilen, bei denen sich meine Hand verkrampfte.
Ich beschloß, daß ich das nicht wollte. Ich wollte die Handschrift, die heutzutage kaum noch gelehrt wird, nicht verlieren, ich wollte die Fähigkeit, etwas ohne Computer zu schreiben, ich wollte nicht so schreiben, daß ich es nicht mal mehr selber lesen konnte! Also fing ich damit an, all meine Listen mit Füller und Tinte zu schreiben.
Was ich als erstes daraus lernte war, um es nett auszudrücken, daß Kalligraphie immer noch nichts für mich war. Ich bewundere sie, ich finde, sie ist wundervoll anzuschauen, aber das gehört definitiv nicht zu meinen Talenten, nicht einmal mit sehr viel Übung.

Stattdessen holte ich mein altes Briefpapier heraus. Nicht jedes Papier, das ich habe, ist so alt wie dieses. Ich habe es buchstäblich seit Jahrzehnten beschützt. Es ist aus den 70ern und ich erinnere mich noch daran, als ich es gekauft habe. Der Laden ist schon lang nicht mehr da. An seiner Statt folgten einige andere Läden, und jetzt ist da einfach nur ein Lagerraum mit einem Schaufenster.
Damals in den 70ern konnte man dort Silberringe bekommen, Schnickschnack, die Baumwolltücher, die wir so liebten (außer das hellblaue mit dem Lurex, das trotz einer Zillion Wäschen nie aufhörte, meinen Hals zu färben), und dann gab es da noch ein Holzregal mit WWF-Sachen, Notizbücher, Briefpapier, Ordner etc. aus Recyclingpapier. Ich konnte dem Tiger nicht widerstehen. Ich werde dieses Papier bestimmt nicht komplett aufbrauchen, sondern wenigstens einen Bogen für mich behalten.
Ich habe auch noch Katzen-Briefpapier aus den 90ern, bezweife also, daß mir das Papier so schnell ausgehen wird.


Dann waren die Zeiten der Brieffreunde vorbei. Wir wurden erwachsen, drifteten auseinander und fanden es nicht mehr nötig, jede kleine Information zu teilen (was traurig/witzig ist, wenn man sich heute so die sozialen Medien anschaut, und ich spüre die Ironie darin, daß ich diesen Post schreibe).
Ich weiß, daß ich diese Zeiten nicht zurückbringen werden, das beabsichtige ich auch nicht. Ich möchte nur einen kleinen Splitter davon für mich selber zurück haben. Mit fleckigen Fingern und allem *grins*
Also paßt auf, wer weiß, wer als nächster einen Brief von mir bekommen wird? ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen