Glaubt es oder nicht, es gab eine Zeit, in der man 1. hier keine Straße überqueren konnte, ohne einen Wolleladen zu sehen, und 2. ich an einem Wolleladen nicht vorbeigehen konnte, ohne wenigstens die Sonderangebote durchzuschauen.
Es waren die 80er und Stricken war sehr en vogue. Ich war selber nie eine Freundin von Wolle gewesen, aber umgeben von Freundinnen, die eifrige Strickerinnen waren - dies waren die Zeiten, als noch die halbe Klasse während der Schulstunden strickten - versuchte ich mich schließlich auch daran.
Mein erster Versuch war frustrierend. Es machten sich nicht nur ein paar Mitschülerinnen lustig über meine Farbauswahl, sondern da war auch noch ein Fehler ganz am Anfang. Diese Kombination reichte mir, ich schmiß das ganze Teil fort.
An der FH fing ich wieder an, und dieses Mal klappt es sehr gut. Ich strickte wie verrückt, hauptsächlich Pullover (ich habe auch noch einen von ihnen und trage ihn von Zeit zu Zeit), für mich selber, für andere als Geschenk und sogar ein paar Auftragsarbeiten.
Ich hatte Stapel von Strickzeitschriften, und, wie oben erwähnt, war ich süchtig nach Wolle, die ich mir leisten konnte. Ich erinnere mich an einen Pullover, dessen Ärmel einen Streifen Grau an einem Ende hatte, weil ich nicht mehr genug Rot hatte. Ein paar Leute machten mir deshalb sogar ein Kompliment, weil sie dachten, es wäre Absicht gewesen.
Und dann gab es noch die Outlets von ein paar Firmen nicht weit von hier. Einer davon war einfach toll. Es gab einen Ladenteil mit regulären Outlet-Regalen. Viel interessanter war der Raum mit den Tüten. Es gab alle möglichen Reste. Kleine Tüten, Mischtüten, riesige Tüten. Sogar ich, die es nie mit Menschenmengen hatte, war mittendrin. Tüten wurden herumgeworfen und immer wieder mal hörte man glückliche Ausrufe. Ah, gute Zeiten. Heute würde ich vermutlich eine Panickattacke bekommen.
Dann hörte ich plötzlich auf und strickte ein paar Jahre lang gar nicht. Es kam immer phasenweise, die letzte Phase war nach einer großen OP, als ich nicht viel schlafen konnte und zu viel Zeit übrig hatte.
Ihr habt vielleicht bemerkt, daß ich kein Häkeln erwähnt habe. Das kommt davon, daß ich nicht häkelte. Ich mochte es schon als Kind in der Grundschule nicht und das änderte sich nicht.
Dann entdeckte ich das Drahthäkeln. Ich kann immer noch nicht erklären, warum Häkeln mit Draht so viel mehr Spaß machte als mit Wolle. Meine Wolle zog sich also wieder einmal in den Winterschlaf zurück, bis ich schließlich die ganze Ladung verschenkte. Ich dachte, die Sucht sei vorüber, und da Stricken allgemein wieder am Verschwinden war, gab es in der Stadt auch ohnehin nur noch einen Wolleladen.
Irgendwann kamen das Stricken und Häkeln jedoch mächtig zurück, und ich ertappte mich wieder dabei, wie ich Wolle anschaute. Ich kaufe aber nicht in dem einen Laden, den ich erwähnt hatte, und ich komme selten ins Kaufhaus, was es einfacher für mich macht zu widerstehen. Jedenfalls meistens ...
Ein Post ist ohne Bilder nutzlos.
Hier ist meine neueste Wollkreation. Nicht nur ist dieser Hut gehäkelt (ich konnte daheim kein Nadelspiel in der richtigen Größe finden), sondern auch in der Waschmaschine gefilzt, da ich zufällig auf ein paar Knäuel "wash and filz it!" Wolle gestoßen war. Ich hatte das noch nie zuvor ausprobiert, hatte keine Ahnung von der Größe, und als ich mit dem Filzen fertig war, überließ ich alles meiner Muse, um daraus etwas zu machen, das ich tatsächlich tragen konnte (soll heißen, ich machte ein bißchen hier was und ein bißchen da was, ohne zu wissen, was ich eigentlich tat) - und es klappte! Das ist bei Mützen und mir nicht immer unbedingt der Fall. Oft genug machen mein großer Kopf und meine Haare Probleme, der Hut wird hinten nach oben und vorne über meine Augen geschoben, was unheimlich nervt.
Meine Muse faltete und nähte, faltete und nähte noch etwas mehr und wählte ein paar blaue Perlen und metallic-AB Rocailles für einen kleinen Akzent hinten. Ihr werdet mir das mit dem Passen aber einfach so glauben müssen. Ich mache keine Selfies, das wißt ihr, und meine Puppe Jo macht einen so viel besseren Job als Mannequin, auch wenn sie etwas begeisterter dreinschauen könnte ;-)
Ich bin stolz - okay, ich gebe zu, daß ich wohl viel Glück hatte, vor allem mit der Größe!
Oh, und ich vergaß zu erwähnen, daß dieser Post Teil des Jewelry Artisans Community Blog Carnival ist. Möchtet ihr wissen, was die anderen Mitglieder so machen außer Schmuck?
Schaut hier hinein!
Jewelry Art by Dawn
Violetmoon's Corner
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