Donnerstag, 5. Juni 2025

Stummfilme - Der schwarze Pirat

Vor etwas mehr als drei Monaten begann ich mein Stummfilmabenteuer mit "Der Dieb von Bagdad" von Douglas Fairbanks. Nizzy Noodle! Wer hätte gedacht, daß ich tatsächlich so weit kommen würde und dessen noch kein bißchen müde bin?
Ich glaube, drei Monate sind genug, damit ich mir erlauben darf, auf ein weiteres Fairbanks-Abenteuer zurückzukommen. Diesmal tauchen wir in die Welt der Piraten ein, arrrr (tut mir leid, aber ich glaube, ich bin gesetzlich verpflichtet, das in einem Post über Piraten mindestens einmal zu sagen).
Der schwarze Pirat
 von 1926 ist beileibe nicht der erste Piratenfilm gewesen, aber ich denke, ich bin auf der sicheren Seite, wenn ich sage, daß er auf jeden Fall Standards gesetzt hat und Inspiration für nachkommende Filme geliefert hat, weil er alles hatte, was man in einen "Swashbuckler" reinpacken konnte.

Public Domain über
Wikimedia Commons


Fangen wir mit der Handlung an (wie üblich mit Spoilern).

Der Film beginnt damit, daß Piraten gnadenlos ein Schiff plündern und es dann mit den Reisenden und der Mannschaft an Bord in die Luft jagt.
Nur zwei Männer, Vater und Sohn, werden an einer Insel angespült. Der Vater stirbt und der Sohn nimmt seinen Ring an sich und schwört, ihn zu rächen.
Auch die Piraten kommen auf die Insel, um einen Teil des Schatzes zu vergraben, und die Piratenanführer machen sich bereit, die anderen zu töten, damit das Geheimnis gewahrt bleibt.


Da taucht dann der Sohn auf und bittet um Aufnahme. Um sich zu beweisen, kämpft er gegen den Piratenkapitän und tötet ihn. Als der Piratenleutnant meint, daß zum Piratenleben mehr gehöre als der Schwertkampf, behauptet er das nächste Schiff würde er allein kapern - und das tut er auch.

Um zu verhindern, daß die Passagiere und die Mannschaft getötet werden, schlägt er vor, das Schiff gegen Lösegeld einzutauschen. Als auf dem Schiff auch noch eine Dame und ihre Magd entdeckt werden und der Piratenleutnant die Dame für sich beansprucht, sagt "Der schwarze Pirat", daß sie die "Prinzessin" ebenfalls gegen Lösegeld als Geisel halten werden, aber sie muß unversehrt bleiben, nicht gerade, was der Leutnant im Sinn hat, wie ihr an seinem Blick aus dem Hintergrund erkennen könnt.


Tatsächlich hat sich unser Held auf den ersten Blick in sie verliebt und beabsichtigt, sie an Land zu bringen, was er auch den Kapitän des gekaperten Schiffes wissen läßt. Er teilt ihm auch mit, daß er "meine besten Soldaten" schicken soll und gibt ihm den Ring seines Vaters. Ich meine, wir haben ja von Anfang an den Verdacht gehabt, daß er kein gewönlicher Mann ist, richtig?

Der Piratenleutnant hat aber jemanden von seiner Mannschaft damit beauftragt, auf das Schiff zu gehen und es in die Luft zu jagen, damit es nicht zurückkommen kann, "Der schwarze Pirat" daher nicht zum Kapitän gemacht wird und er selber die Frau für sich bekommt.
Als das Schiff nicht mit dem Lösegeld zurückkommt, wird "Der schwarze Pirat" gewzungen, über die Planke zu gehen, aber mit Hilfe der Dame und von MacTavish, einem der Piraten, der ihm gegenüber loyal geworden ist, überlebt er und geht an Land, um Hilfe zu holen.

Er kehrt gerade rechtzeitig zurück, bevor die Dame ein schreckliches Schicksal erleidet, und seine Truppen überwältigen die Piraten.
Der Gouverneur enthüllt, daß er in Wirklichkeit Herzog Arnoldo ist, und er bittet die Lady, die in der Tat eine Prinzessin ist, um ihre Hand.

Es heißt, Mary Pickford sei eifersüchtig gewesen und daß das sie in der
Kußszene ist. Es gibt Archivmaterial von ihr in dem Kostüm,
also könnte das schon stimmen.
Bitte beachtet auch, daß "Der schwarze Pirat" von weiten Hosen (siehe
erstes Bild) zu kurzen gewechselt hat, als er sich den Piraten
angeschlossen hat.

Laßt mich zunächst sagen, daß ich nie ein großer Fan von Piratenfilmen war. Ich mag keine Kampfszenen mit vielen Leuten und das ganze wird nicht besser dadurch, daß es auf einem Schiff ist, wo es auch noch Kanonen, eine Menge Schwerter, Seile und Segel gibt.

In "Der schwarze Pirat" gibt es jedoch nicht haufenweise Massenkampfszenen. Wir haben eine große am Ende, obwohl sie mich nicht so sehr beeindruckt wie die "Uniformen" der Truppen. Nicht sicher, ob das das richtige Wort dafür ist. Aber ich greife mal wieder vor.


Fairbanks hatte schon eine Weile einen Piratenfilm machen wollen, sagte aber daß er "sich Piraterie nicht ohne Farbe vorstellen konnte".
In der Tat war dies der erste große abendfüllende Film, der komplett in Technicolor gefilmt wurde, während es zuvor nur einzelne Szenen gab. Wenn ihr das hört, denkt ihr vermutlich an satt und bunt, aber zu dieser Zeit gab es nur "two-strip" Technicolor, dies konnte bloß die Rot- und Grüntöne einfangen.
Wie ihr euch vorstellen könnt, war der Prozeß nicht billig und verlangte deshalb nach jemanden, der nicht nur gerne Neues ausprobierte, sondern auch das Geld dafür hatte.

Fairbanks wollte aber nicht, daß die Neuheit der Farbe das Publikum von der Handlung selbst ablenkte. Also legten sie sich auf eine zurückhaltende Farbpalette fest und, wenn nötig, wurde alles eingefärbt, damit es dann auf der Leinwand die richtige Farbe zeigte. Auch die Beleuchtung hatte Auswirkungen auf die Farbe, und es gab ein doppeltes Set von Kostümen, für künstliches und (überwiegend) natürliches Licht.
Vielleicht wirkt der Film auf euch nicht wie ein echter Farbfilm, aber ich fand, daß das tatsächlich gut zur Atmosphäre paßt.

Die Handlung war recht geradlinig. Ich sagte ja, daß sie alles hatte, aber diesmal gab es keine Rieseneffekte oder -sets, auch wegen der Kosten für Technicolor, es lag alles in der Geschichte.
Es gab die Schwertkämpfe, die Dame in Nöten, Verrat und Intrige, Loyalität, Humor und natürlich die akrobatischen Stunts, für die Fairbanks bekannt war.
Der größte Stunt, der mehr als einmal nachgeahmt wurde, war natürlich, wie der schwarze Pirat das Segel hinunterglitt, indem er sein Messer hineinstach und es dann aufschlitzte, während er auf dem Weg nach unten war. Es gab unterschiedliche Theorien dazu, wie dieser Stunt durchgeführt wurde (siehe die Quellen), aber wer muß das eigentlich wissen? Es ist einfach toll anzusehen, wir müssen doch nicht alles analysieren.



Für die Länge war die Handlung perfekt und ich war weder gelangweilt noch wurde ich von Kampfszenen überwältigt.
Die Chemie zwischen dem schwarzen Piraten, seinem treuen Gefährten MacTavish (der außerdem für ein wenig Komik sorgte) und dem bösen Piratenleutnant funktionierte wirklich gut.
Für die Romanze kann ich nicht unbedingt dasselbe sagen, aber das überraschte mich auch nicht. Die typische Dame in Nöten ist eben genau das - in Nöten. Sie darf nicht viel mehr tun als sich schwach zu fühlen oder zu verzweifeln, bis sie dann am Schluß glücklich verliebt sein darf.
Zumindest hat unsere Prinzessin es recht schlau fertiggebracht, dem schwarzen Piraten ein Messer zuzustecken, als er mit gefesselten Händen über die Planke gehen sollte.
Also ja, ich hatte viel mehr Spaß, als ich von einem Piratenfilm erwartet hatte, und ich würde ihn wirklich zum Anschauen empfehlen.


Quellen (englisch):

1. Fritzi Kramer: The Black Pirate (1926) - A Silent Film Review. Auf: Movies Silently, 16. Juli 2017
2. Jeffrey Vance: The Black Pirate - Essay. Auf: San Francisco Silent Film Festival (A Day of Silents 2015)
3. The Black Pirate (1926). Auf: The Chasbah, 3. Februar 2024
4. Carl Bennett: The Black Pirate (1926). Auf: Silent Era
5. Tracey Goessel: The Black Pirate. Auf: Library of Congress, National Film Preservation Board

Es tut mir leid, daß meine Quellen meist nur englischsprachig sind, aber mein englischer Blog wird einfach mehr frequentiert und der Zeitaufwand für die Recherche ist oft so groß, daß ich nicht auch noch die Zeit finde, adäquate deutsche Quellen zu suchen. Sollte euch ein Artikel interessieren, gibt es Übersetzungsprogramme, die zumindest einen Eindruck vermitteln können.

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