Als ich einen Post in Verbindung zu einer Kinderbuchautorin schrieb, der in ein paar Tagen live geht, schaute ich mir so meine kleine Kinderbuchsammlung an und dachte mir, es könnte doch ganz lustig sein, immer mal wieder eine Autorin oder einen Autoren oder auch nur ein einzelnes Buch herauszupicken und ein bißchen darüber zu reden.
Meine Sammlung besteht aus Bücher, die mir seit meiner Kindheit gehörten, aber hauptsächlich aus Büchern, die ich als Kind aus unserer Stadtbücherei ausgeliehen hatte und selber besitzen wollte - manchen davon mußte ich viele Jahre lang nachjagen, vor dem Internet war das noch viel schwieriger, aber selbst dann war es nicht immer einfach - oder Bücher, die ich auf Flohmärkten gefunden hatte.
Es ist das beste Gefühl, ein Buch zu finden, nachdem man ewig danach gesucht hat, und es ist sogar noch besser, wenn es immer noch denselben Zauber für dich hat.
Manchmal haben sich allerdings Bücher in meine Sammlung geschlichen (oder tun es jetzt noch), von denen ich nie zuvor gehört hatte.
Der Ex fand das erste dieser Bilderbüchlein mit Gedichten von Ida Bohatta (Ida Bohatta-Morpurgo nach ihrer Heirat), "Der verkannte Bimpfi".
Ida Bohatta war eine österreichische Kinderbuchillustratorin und -autorin. Sie wurde 1900 geboren und begann schon als Kind mit dem Zeichnen.
Nachdem sie an der Kunstgewerbeschule in Wien studiert hatte, begann sie damit Kinderbücher zu illustrieren und ihre ersten eigenen Texte zu schreiben.
Im Alter von 27 traf sie den Österreicher Josef Müller, der Ars sacra in München gegründet hatte, einen katholisch ausgerichteten Verlag für religiöse Drucke, Gebetbücher, Andachtskärtchen und theologische Bücher. Dank Müllers Frau Maximiliane, die den Anstoß zum Kontakt zu Kinderbuchautoren und -illustratoren gab, erweiterten sie das Sortiment Ende der 20er um Kinderbücher und schlossen einen Exklusivvertrag mit Bohatta ab, die selber gläubige Katholikin war. Eine weitere bekannte Illustratorin, mit der sie arbeiteten, war Schwester Hummel.
Zunächst fertigte Bohatta Illustrationen für Fleißbildchen an. Diese sind nicht völlig verschwunden, aber heute werden auch Sticker oder Goldsterne als Belohnung vergeben.
1929 veröffentlichte Ars sacra das erste von mehr als 70 Bilderbüchlein mit Aquarellillustrationen und Gedichten von Bohatta, so wie die auf meinem Bild.
Sie ließ sich von der Natur inspirieren und erschuf eine Welt magischer kleiner Geschöpfe. Manche finden diese vielleicht kitschig, aber andererseits werden viele Leute von der Unschuld dieser Illustrationen angezogen.
Sind sie aber immer so unschuldig? Schauen wir uns doch mal Bimpfi an.
Bimpfi ist ein guter Schüler, was seinen Mitschüler Knolli ärgert. Nun müßt ihr wissen, daß Bimpfi ein Champignon ist, während der Name Knolli die Abkürzung für Knollenblätterpilz ist. Habt ihr schon eine Idee, was passieren wird?
Eine Frau stirbt und Bimpfi wird dafür angeklagt und ins Gefängnis gesteckt, aber sein guter Freund, der Zwerg Heinzel, verhilft ihm zur Flucht und gemeinsam versuchen sie, die Wahrheit aus Knolli herauszubekommen.
Das klappt nicht so richtig, aber Bimpfi bekommt trotzdem sein glückliches Ende. Als sie größer werden, ist offensichtlich, daß er nicht der Mörder sein kann, weil er ganz offensichtlich kein Knollenblätterpilz ist.
Knolli kommt ins Gefängnis ...
... und Bimpfi, der jetzt zu groß dafür ist, um in eine Schulbank zu passen, bekommt sein Abschlußzeugnis, ohne die letzten Klassen machen zu müssen.
Die anderen Bücher, die ich habe, sind viel unschuldiger und preisen die Nature in reizenden Gedichtchen mit sehr süßen Bildern, aber ich muß zugeben, daß ich Bimpfis Geschichte recht faszinierend finde.
Da sie unpolitisch waren, wurden Bohattas Bücher während des Naziregimes nie verboten, tatsächlich wurde sie in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen, die darauf abzielte, alle Aspekte von Literatur zu kontrollieren.
Es gibt aber keinen Nachweis darüber, daß Bohatta irgendein nationalsozialistisches Engagement gezeigt hätte.
Ich komme nicht mehr auf Flohmärkte, aber tatsächlich sahen wir dort auch nicht so viele Bücher von Bohatte. Ich würde die alten den neuen Ausgaben vorziehen - ich habe zwei von jeder Sorte - einfach weil ich das Vintage-Gefühl so gerne mag, aber ich würde mich wahrscheinlich sowieso an die halten, die etwas aus dem Rahmen fallen, falls es noch mehr davon geben sollte.
Hattet ihr schon jemals von Bohatta gehört?
Ausgewählte Quellen:
1. Peter Lukasch: Bohatta-Morpurgo, Ida; Buchillustrationen. Auf: Kinder- und Jugendliteratur zwischen 1900 und 1960
2. "Frau B.": Von Wichteln, Blumenkindern und heiler Welt: die Kinderbücher von Ida Bohatta. Auf: Kinderbuch-Blog: Die Kinderbibliothek, 22. Februar 2023
3. The Whimsical World of Ida Bohatta-Morpurgo: A Celebration of Nature and Innocence in Children's Illustrations. Auf: MFLibra, November 10, 2024 (auf Englisch)
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